Appelle zur Impfpflicht in den Heimen und zum Rettungsdienst an der Grenze
Der BRK-Kreisvorstand fordert geschlossen ein Ende der einrichtungsbezogenen Impfpflicht und den Weiterbetrieb des Grenzüberschreitenden Rettungsdiensts. „So, wie sich die Situation im Augenblick darstellt, werden die Beschäftigten im Gesundheitswesen allein in die Ecke gestellt“, kommentierte Kreisvorsitzender Theo Zellner den Unmut bei Pflege-Mitarbeitern. Zur Zusammenarbeit mit den Rettern in Tschechien hielt er fest: „Es wäre fatal, unter die bisherigen Errungenschaften einen Schlussstrich zu ziehen.“
Von Frank Betthausen
Cham. Corona und die Folgen in den Pflegeheimen: Der Vorstand des BRK-Kreisverbands mit Theo Zellner an der Spitze hat bei seiner Sitzung am Dienstag geschlossen einen „dringenden Appell“ an die große Politik und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gerichtet, die einrichtungsbezogene Impfpflicht zum Jahreswechsel zu beenden. Viele Pflegekräfte, berichtete der Kreisvorsitzende aus Gesprächen mit BRK-Mitarbeitern, seien aufgewühlt und fühlten sich zum Teil sogar diskriminiert.
„Ich erlebe zwei Welten“: Mit diesen Worten zitierte Zellner die Beschäftigte einer Altenpflege-Einrichtung aus dem Landkreis, die vor kurzem ihrem Unmut freien Lauf gelassen habe. In deutlicher Verärgerung habe sie ausgeführt: „Draußen tobt das gesellschaftliche Leben – gehe ich hier rein und mache die Tür zu, ist alles vermummt und anders.“
„Das war ein gangbarer Weg"
Der frühere BRK-Präsident verdeutlichte, wie sehr ihn Aussagen wie diese und andere Rückmeldungen „von der Basis“ beschäftigt hätten. Mehrfach sei zuletzt von verheerenden Folgen für die regionalen und lokalen Pflegemärkte zu lesen gewesen – bis hin zur Schließung von Altenheimen. Als ein Grund dafür sei immer wieder die partielle Impfpflicht genannt worden, die den Personalmangel in der Branche noch einmal verschärft habe.
Die einrichtungsbezogene Impfpflicht, rief Zellner in Erinnerung, sei als Vorstufe der später gescheiterten allgemeinen Impfpflicht gedacht gewesen. „Das war ein gangbarer Weg, den wir als BRK immer begrüßt haben. Er hätte alle Menschen im Land in ihrer Solidarität gefordert. Aber so, wie sich die Situation im Augenblick darstellt, werden die Beschäftigten im Gesundheitswesen allein in die Ecke gestellt“, meinte der Kreisvorsitzende. Das werde den Menschen, die monatelang die Hauptlast der Pandemie getragen hätten, nicht gerecht und müsse mit Blick auf die angespannte Lage im Gesundheitswesen schnell ein Ende haben.
Weiteres Spitzengespräch Ende November
Einen weiteren Appell formulierten die Kreisvorstandsmitglieder in Sachen Grenzüberschreitender Rettungsdienst. Nach wie vor ist offen, ob das federführend vom BRK betreute Projekt, das seit fünf Jahren vom Rettungszentrum in Furth im Wald aus die Zusammenarbeit mit den Einsatzkräften im Nachbarland Tschechien koordiniert, 2023 fortgesetzt werden kann. Ende 2022 läuft die aktuelle Förderperiode aus – danach müssten andere Finanzierungsmöglichkeiten greifen.
Wie Theo Zellner informierte, findet Ende November ein weiteres Spitzengespräch statt, bei dem über die Zukunft des Grenzüberschreitenden Rettungsdiensts beraten werden solle. „Wir werden darum ringen, dass diese Erfolgsgeschichte weitergeht. Es besteht dringend Handlungsbedarf, damit da keine Zäsur entsteht“, sagte der Bad Kötztinger, dem das Thema schon in seiner Zeit an der Spitze des Bayerischen Roten Kreuzes ein Herzensanliegen gewesen war.
„Hilfe darf an der Grenze nicht Halt machen“, forderte er. Mit dem Grenzüberschreitenden Rettungsdienst und der Arbeit von Projektleiter Manfred Maurer sowie seiner Stellvertreterin Tereza Homolková seien die Voraussetzungen dafür geschaffen worden. „Es wäre fatal, unter die bisherigen Errungenschaften einen Schlussstrich zu ziehen“, erklärte der Kreisvorsitzende.