Der neue Waldkindergarten bietet Platz für 20 „quirlige Spatzen”
Die BRK-Einrichtung „Am Spatzenacker” in Arnschwang öffnet am 1. September ihre Pforten. Im Stil eines Oberpfälzer Bauernhauses! Sie wird zunächst 14 Kinder beherbergen. Nach und nach soll der Betrieb erweitert werden und am Ende auf 20 Plätze ausgelegt sein. „Das entspannt die Situation in der ganzen Gegend“, freut sich Bürgermeister Michael Multerer.
Von Frank Betthausen
Arnschwang. Florian Brunner steht in der Juli-Sonne und schaut zufrieden hinunter auf die Baustelle. „Dieses Haisl ist wirklich eine Besonderheit“, sagt der Architekt aus Roding (Büro quadrat 45°). Mit dem Haisl meint er den neuen BRK-Wald- und Naturkindergarten Am Spatzenacker in Arnschwang. Zum 1. September wird die Einrichtung auf einem Wiesengrundstück – umgeben von alten Obstbäumen, Wald und einem Wildacker des Landesbunds für Vogelschutz – ihre Pforten öffnen.
Die Bauarbeiten auf dem Areal im Ortsteil Warmleiten – nicht weit von der alten B 20 entfernt – sind seit Ende Juni in vollem Gange. Damals hatte ein Trupp der Baufirma Rädlinger damit begonnen, den Boden vorzubereiten und die Fundamente zu setzen. Mitte Juli machten sich Arbeiter der Zimmerei Mühlbauer aus Bad Kötzting daran, den markanten Holzbau aufzustellen.
Ab dem Spätsommer wird das Gebäude zunächst 14 Kindern eine Heimat bieten. Nach und nach soll der Betrieb erweitert werden und am Ende auf 20 Plätze ausgelegt sein.
Kindergartenplätze in der Kommune waren rar
„Das entspannt die Situation in der ganzen Gegend“, freut sich Bürgermeister Michael Multerer. Mit Blick auf die neuen Betreuungskapazitäten in seiner Gemeinde betont er: „Wir haben das benötigt.“ Kindergartenplätze seien in den vergangenen Jahren rar gewesen, die Situation in Arnschwang war nach seiner Darstellung angespannt. „Irgendwann war das Ende der Fahnenstange erreicht und wir haben etwas tun müssen.“
Die neue Einrichtung, deren Name „Am Spatzenacker“ seit kurzem feststeht, lässt sich die Kommune einen mittleren sechsstelligen Betrag kosten – ein Drittel der Kosten eines Regelkindergartens, wie Multerer erklärt.
Bei einer Baustellenbesichtigung mit Florian Brunner und Vertretern des BRK hebt er die ideale Lage des Gebäudes hervor. Die Umgebung passe perfekt zu diesem Projekt. „Ich bin froh, dass wir es gemacht haben – und dass wir es hier gemacht haben“, sagt Multerer und ist hochzufrieden darüber, wie zügig die Arbeiten seit Ende Juni voranschreiten. „Jetzt werden auch die Stimmen weniger, die sagen, dass wir das nicht schaffen. Jetzt steht was da!“, meint er.
Außenarbeiten werden sich etwas länger hinziehen
Architekt Florian Brunner dankt an dieser Stelle den Firmen und Handwerkern – genauso wie dem örtlichen Bauhof, der sich in das Vorhaben mit einbringe. Natürlich sei es eine Herausforderung, eine Baustelle in diesem engen Zeitfenster zu betreuen. „Aber: Wir haben den Bauzeitenplan mit allen Beteiligten durchgespielt“, erläutert er. Zum 1. September werde der Kindergarten betriebsfertig sein. Lediglich die Außenarbeiten werden sich nach seinen Angaben etwas länger hinziehen.
Das Projekt in Arnschwang bezeichnet Brunner, der mit seinem Büro bereits den BRK-Waldkindergarten in Roding konzipiert hatte, als „wahnsinnig schöne Aufgabe“. Nicht zuletzt wegen der guten Zusammenarbeit mit der Kommune. Die Verantwortlichen der Gemeinde hätten immer sehr klar kommuniziert, wo ihre Vorstellungen lägen und wo sie hin wollten, erklärt er.
Generell werde das Thema Natur- und Waldkindergärten sehr unterschiedlich betrachtet – von den Trägern genauso wie von den Ämtern und Behörden. „Keiner ist wie der andere“, meint Brunner, für den die Bauorte einen besonderen Reiz darstellen. Sie lägen meist im Außenbereich – dort, wo es für einen Architekten üblicherweise kein Baurecht gebe.
Ungewöhnliche Gebäudeform
Dies gilt auch für den Standort in Warmleiten. Das langgezogene Bauwerk mit seiner ungewöhnlichen Gebäudeform ist dort „mitten im Grünen“ zwar weithin sichtbar, soll sich aber durch seinen Stil – Florian Brunner spricht vom „klassischen Oberpfälzer Bauernhaus“ – in die Landschaft einfügen.
Für Stefan Raab ist es ein Ort, an dem „der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind“. Die Natur- und Waldpädagogik sei nahezu unerschöpflich, meint der BRK-Referatsleiter, der froh ist, mit Leiterin Katrin Mühlbauer und ihrer Stellvertreterin Rosi Macht „für Arnschwang ein perfektes Duo“ gefunden zu haben. Die beiden hätten sich zuletzt bei Einsätzen oder Hospitationen in den BRK-Waldkindergärten in Roding und Arrach viele Anregungen geholt.
„Wir freuen uns sehr. Das pädagogische Konzept steht“, bekräftigen die Erzieherinnen, die am vergangenen Wochenende zu einem Kennenlern-Nachmittag mit allen Kindern und Eltern zusammengekommen waren. „Wir sind froh und dankbar, dass wir so eine tolle Altersmischung haben“, sagt Mühlbauer. Die Mädchen und Jungen, die sie mit ihrer Kollegin ab September betreut, sind nach ihren Worten zwischen drei und sechs Jahre alt.
„Kinder werden sehr gut auf die Schule vorbereitet“
Der Vorschul-Aspekt ist dabei für sie ein ganz wichtiger. Die Kinder würden trotz der Arbeit nach den natur- und waldpädagogischen Ansätzen sehr gut auf die Schule vorbereitet. „Wir arbeiten nach dem gleichen Bildungsplan wie Regelkindergärten“, betont Mühlbauer, die in diesem Punkt „noch einiges an Aufklärungsarbeit“ in der Öffentlichkeit ausmacht.
Großen Wert legen sie und Rosi Macht darauf, eng mit dem LBV zusammenzuarbeiten. Die Naturschutzorganisation unterhält auf einem Nachbargrundstück einen Wildacker, der dem Stieglitz Lebensraum und Futter bietet.
So war der Landesbund für Vogelschutz auch an der Namensgebung „Am Spatzenacker“ beteiligt. „Wir wollten hier einen roten Faden haben“, erklärt Mühlbauer, die sich dazu vor einiger Zeit mit Monika Kerner vom LBV in Verbindung gesetzt hatte.
Zusammenarbeit mit dem LBV
Die Mitarbeiterin des Zentrums Mensch und Natur in Nößwartling wies das BRK-Leitungsduo auf den Stieglitz in der Nachbarschaft hin. Und: Sie ließ Mühlbauer und Macht eine Liste mit weiteren Vogelarten zukommen, die als „Namensgeber“ für den Kindergarten in Frage kamen.
Am Ende, berichtet die künftige Leiterin, habe der Spatz das Rennen gemacht – zum einen, weil der „Spootz“ im Bayerischen eine schöne Verniedlichungsform sei. Zum anderen, weil Kinder quirlig seien und zur rechten Zeit laut wie Spatzen. „Und ein paar Dreckspatzen werden wir sicher auch dabei haben“, meint Mühlbauer augenzwinkernd.
Hintergrund: Der neue BRK-Waldkindergarten
- Bauweise: Der neue BRK-Wald- und Naturkindergarten Am Spatzenacker wird als Holzrahmenbau mit einer Fassade aus unbehandeltem Lärchenholz errichtet. Das Bauwerk ist knapp fünf Meter breit und etwa 20 Meter lang. Der Dielenboden ist aus Fichtenholz.
- Fläche: Das Haus, das auf einem Grundstück in Warmleiten entsteht – der angrenzende Obstgarten und der nahe Wald dürfen von den Kindern mitgenutzt werden –, ist als Schutzhütte definiert. Die überbaute Fläche liegt bei 100, die Nutzfläche bei rund 70 Quadratmetern.
- Aufteilung: Neben einem Schutzraum, den die Kinder bei schlechtem Wetter aufsuchen – dort ist zusätzlich ein Arbeitsbereich für die Kindergartenleitung vorgesehen –, bietet das Haus Platz für eine Garderobe und den Sanitärbereich. Im hinteren Gebäudeteil ist ein Lagerraum vorgesehen.
- Ausstattung: Eine kleine Küchenzeile und ein Pelletofen, über den die Räumlichkeiten beheizt werden, gehört ebenfalls zur Ausstattung. Er kann auch als Kochstelle genutzt und mit Stückholz befeuert werden.