Mensch trifft Technik: BRK stellt neuen Rettungswagen in Dienst
Große Freude über den Mercedes Sprinter am Stellplatz Waldmünchen: Mit dem Fahrzeug kämen Mensch und moderne Technik zusammen, betonte BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner bei einer Feierstunde am Dienstag. Bei der Investition sei große Rücksicht auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz genommen worden. „Das ist ein Quantensprung“, sagte Wachleiter Walter Urban. Landrat Franz Löffler wertete den „nie dagewesenen Ausbau“ der Einsatzstandorte im Landkreis Cham als „ein gutes Signal“. Er ging unter anderem auf den neuen Flexi-RTW in Falkenstein ein, für den das BRK den Zuschlag erhalten hatte.
Von Frank Betthausen
Waldmünchen. Zum ersten Mal seit der Corona-Pandemie hat das BRK Cham bei einer offiziellen Feierstunde wieder einen neuen Rettungswagen (RTW) in Betrieb genommen. Die evangelische Pfarrerin Kathrin Nagel und der katholische Stadtpfarrer Wolfgang Häupl segneten den rund 130 000 Euro teuren Mercedes-Benz Sprinter am frühen Dienstagabend am Stellplatz in der Dr.-Matthias-Lechner-Straße in Waldmünchen.
„Wir haben jetzt wieder ein zuverlässiges Rettungsmittel – auch unter dem Gesichtspunkt besserer Versorgungsmöglichkeiten“, erklärte BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner, der Wachleiter Walter Urban den Fahrzeugschlüssel übergab.
Das Vorgänger-Modell war seit 2017 unterwegs gewesen und hatte zuletzt die 300 000-Kilometer-Marke überschritten. „Und das ist sogar noch die Untergrenze“, verdeutliche Rettungsdienstleiter Dominik Lommer, nach dessen Angaben die Neuanschaffung nichtsdestotrotz aus Gründen der Wirtschaftlichkeit erfolgte.
Mit dem neuen Fahrzeug kämen Mensch und moderne Technik zusammen, betonte Theo Zellner in seiner Rede vor den Ehrengästen, der Rot-Kreuz-Familie aus dem Altlandkreis sowie Einsatzpartnern von Feuerwehr und Malteser Hilfsdienst.
Betriebliches Gesundheitsmanagement kommt zum Tragen
Bei der Investition sei große Rücksicht auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz genommen worden – etwa über die elektrohydraulische Trage und den Tragetisch. „Hier ist eine Antwort gefunden worden für das, was Ihr leistet“, sagte Zellner an die Adresse der Mitarbeiter und verwies auf das Betriebliche Gesundheitsmanagement beim BRK-Kreisverband. „Das ist auch etwas, das mit solchen Anschaffungen zum Ausdruck kommt“, meinte er.
Die medizinische Ausstattung des Rettungswagens – durch den großen Innenraum sei die Patienten-Versorgung von allen Seiten möglich – entspreche dem einheitlichen Standard im Landkreis. Wegen der guten Pflege hätten die Gerätschaften aus dem Vorgängerfahrzeug übernommen werden können.
Walter Urban lobte das Fahrzeug ebenfalls in den höchsten Tönen – nicht zuletzt wegen der erstmals verbauten Luftdruckfederung und der rückenschonenden Arbeitsweise, die künftig möglich sei. „Das ist ein Quantensprung“, sagte der Wachleiter über die Indienststellung.
Dank an die Malteser und die Feuerwehr
Theo Zellner dankte den Maltesern, die der Rötzer Wachleiter Markus Wolkner vertrat, und den Feuerwehren „für die gute Kooperation und Begleitung“ in der Region. Mit Kreisbrandinspektor Norbert Auerbeck nahm laut Dominik Lommer zum ersten Mal ein Floriansjünger an einer Fahrzeug-Segnung des BRK teil. „Wir wollten damit bewusst die immer intensivere Zusammenarbeit zum Ausdruck bringen“, sagte der Rettungsdienstleiter.
Mit Blick auf frühere Gutachter-Überlegungen für eine zentrale Rettungswache in Schönthal freute sich nicht nur Theo Zellner darüber, dass die Stellplätze in Waldmünchen und Rötz erhalten geblieben seien. Durch die entsprechende Vorhaltung könne die gesetzlich vorgeschriebene Hilfsfrist von zwölf Minuten zu 80 Prozent eingehalten werden.
„Das ist eine gute Zahl“, befand der frühere BRK-Präsident, der den Rot-Kreuz-Aktiven in Waldmünchen „ein besonders starkes Engagement sowohl im Haupt- als auch im Ehrenamt“ bescheinigte. Er dankte „seinen“ Mitarbeitern für ihr Engagement und attestierte ihnen „leidenschaftliche Einsatzfreude gerade in schwierigen Zeiten“.
„Sie brauchen Anerkennung, Respekt…“
Pfarrerin Kathrin Nagel sprach von einem „guten, wichtigen Tag“ und bestätigte den Rot-Kreuz-Beschäftigten ihrerseits große Motivation. „Sie brauchen aber viel mehr, von dem Sie heute vielleicht etwas spüren. Sie brauchen Anerkennung, Respekt…“, meinte sie. Und die Geistliche fuhr fort: „Wir brauchen Rettungswagen, wir brauchen Retter – dringend.“
Das Wissen darüber sei 2000 Jahre alt und älter und stehe schon in der Bibel. In Psalm 33, aus dem Nagel las, sei viel von der Rettung der Menschheit die Rede. „Wir brauchen Rettung, wir brauchen Heil, wir brauchen es, dass wir uns gegenseitig retten. Dazu brauchen wir Rettungsfahrzeuge – am besten mit dem besten Standard, den wir haben.“
Landrat Franz Löffler, der dem BRK zu dem neuen Fahrzeug gratulierte, verwies auf die steigenden Ansprüche dieser Zeit und darauf, dass es heutzutage darum gehe, vom „Einsatzort weg schon OP-fähig oder Intensivstation-fähig“ zu sein.
Noch mehr Sicherheit für die Bürger
Den Landkreis sah er durch die jüngsten Weichenstellungen des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Regensburg (ZRF) auf dem Weg zu noch mehr Sicherheit für die Bürger. „Ich habe es noch nicht erlebt, dass wir einen derartigen Ausbau unserer Einsatzstandorte haben, wie es derzeit der Fall ist. Das ist schon ein gutes Signal“, sagte er und ging auf die Erweiterung des Malteser-Standorts in Wald und die Einführung eines sogenannten Flexi-RTW in Falkenstein ein, für den das BRK Cham den Zuschlag erhalten hatte.
Der Rettungswagen wird ab Januar von der Integrierten Leitstelle Regensburg flexibel eingesetzt. Sprich: Immer dann, wenn ein Fahrzeug aus den umliegenden Standorten gebunden ist, rückt der Flexi-RTW zu einem Abrufplatz aus. Ziel ist es, die Zwölf-Minuten-Hilfsfrist in den Bereichen Roding, Wald und Wörth an der Donau zu erreichen. „Das ist für die Diensttuenden nicht einfach. Aus der Sicht des Betroffenen ist es aber eine tolle Sache“, befand Löffler.
In seiner „Beleuchtung der Gesamtsituation“ ging er außerdem auf Neuerungen im Lamer Winkel ein. Die Stunden am Stellplatz in Lam sollen nach seinen Worten ausgeweitet werden – allerdings mit der Maßgabe, dass der Standort nach Arrach verlegt wird, um bei den Hilfsfristen der Rettungswache in Bad Kötzting über die 80-Prozent-Marke zu kommen. Für die Lamer sei das „etwas bitter“, meinte der Politiker. „Aber ich kann dem nicht widersprechen, wenn ich eine Verbesserung für den Landkreis insgesamt erreiche.“
Landrat Löffler: „Echt sensationell“
Als „echt sensationell“ bezeichnete er den neuen Stellplatz, der voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2024 in Weiding an der B 20 entstehen soll. Dort soll nach dem Beschluss des ZRF täglich von 8 bis 20 Uhr ein Rettungswagen stationiert werden.
„Wir sind ein Flächenlandkreis und haben immer gesagt: Diese Einsatzstellen müssen in die Fläche hinaus, weil es unserem Anspruch am besten gerecht wird“, sagte Löffler. In seinen Augen gelinge es mit den Neuerungen, „das Netz insgesamt weiter zu den Menschen auszubreiten – näher an das mögliche Einsatzgeschehen heran“.
Bürgermeister Markus Ackermann bezeichnete das BRK am Dienstag als „verlässlichen Partner“ für die Stadt. „Wir haben wirklich Topleute“, betonte er. Sowohl das haupt- als auch das ehrenamtliche Engagement in Waldmünchen seien herausragend. „Was hier im fachlichen und gesellschaftlichen Bereich geleistet wird, ist wirklich beeindruckend“, meinte das Stadtoberhaupt.
Über das neue Auto sei die Sicherheit der Bevölkerung gewährleistet. Es biete sowohl für den Patienten als auch die Belegschaft optimale Voraussetzungen. „Das ist ein Qualitäts-Mehrwert, der auf diese Weise entsteht und von dem der Bürger vor Ort profitiert“, sagte Ackermann.
Fakten zum neuen Fahrzeug und zum Standort
Modell: Der neue Rettungswagen ist ein Mercedes-Benz Sprinter 519 CDI. Er hat 190 PS und zwei Liter Hubraum. Das Gesamtgewicht liegt bei fünf Tonnen und erfordert den Führerschein der Klasse C1. Die Gesamtkosten des Fahrzeugs liegen bei rund 130 000 Euro. Der Waldmünchner Rettungswagen fährt pro Jahr etwa 1150 Einsätze.
Stellplatz: Der Stellplatz in der Dr.-Matthias-Lechner-Straße wird in einer Dienstgemeinschaft mit dem Malteser Hilfsdienst Rötz geführt. Beide Standorte sind täglich von 6 bis 18 Uhr und nachts abwechselnd besetzt. Sprich: In einer Woche stellt das BRK in Waldmünchen die Nachtschicht, in der nächsten der Malteser Hilfsdienst.