Projekt-Bürokratie sorgt für Frust bei BRK-Verantwortlichen
Der wiedergewählte CSU-Landtagsabgeordnete Gerhard Hopp tauscht sich mit der Rot-Kreuz-Führungsriege in Cham aus. Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner brennen zwei Themen aus der Pflege besonders auf den Nägeln. Eines davon: ein Modellprojekt in Furth im Wald, das bei den Mitarbeitern sehr gut ankomme, bei dem das BRK jedoch in der Luft hänge...
Von Frank Betthausen
Cham. „Wir werden immer wieder zum Bürokratieopfer“: In einem Gespräch mit dem wiedergewählten CSU-Landtagsabgeordneten Gerhard Hopp hat BRK-Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner am Montag in kritischen Worten auf die „schwierige Lage“ hingewiesen, in die Sozialverbände regelmäßig durch „überbordende Verwaltungsvorgaben“ kämen. Als ein Beispiel nannte er bei Hopps Antrittsbesuch in der BRK-Kreisgeschäftsstelle in Cham das vom Freistaat Bayern geförderte Modellprojekt zur Erprobung von Springerkonzepten in der Langzeitpflege.
Es war im Sommer vom damaligen Gesundheitsminister Klaus Holetschek vorgestellt worden. Ziel sei es unter anderem, wie es im Juli hieß, über verlässliche Arbeitszeiten für mehr Gesundheit und Zufriedenheit des Pflegepersonals zu sorgen und den Einsatz von Leiharbeit einzudämmen.
Verlässlichkeit bei der Dienstplanung
Der BRK-Kreisverband nimmt als einer von bayernweit knapp 15 Arbeitgebern mit seinem Pflegezentrum in Furth im Wald an der Initiative teil, über die Kollegen aus einem Mitarbeiter-Pool heraus wohnbereichsübergreifend aushelfen und einspringen, wenn ihre Dienste benötigt werden. „Ich finde den Gedanken hervorragend, und die Sache kommt bei den Pflegekräften auch gut an – gerade wegen der Verlässlichkeit bei der Dienstplanung“, betonte Aschenbrenner.
Allerdings rufe es großen Bürokratie-Frust hervor, „wenn du dafür enorm viel Arbeit auf dich nimmst, in kürzester Zeit Vorgaben erfüllst, nachdem du zuvor wochenlang von offizieller Seite nichts mehr gehört hattest – und dann völlig in der Luft hängst“.
Das Modellprojekt laufe in Furth im Wald seit 1. Oktober. Eine amtliche Zusage für die Finanzierung gebe es allerdings immer noch nicht. Im Gegenteil: Der BRK-Kreisverband sei „in die Vorfinanzierung von zwei Stellen gegangen“.
Er wird der Sache nachgehen
Gerhard Hopp, der die Idee der Springer-Einsätze als „sehr gut“ bezeichnete, versprach, der Sache im Gesundheitsministerium nachgehen zu wollen. Er griff damit den Faden auf, den stellvertretender BRK-Kreisvorsitzender Karl Holmeier zu Beginn der Unterredung ausgelegt hatte. „Wir wollen unseren örtlichen Abgeordneten bei diesen Gesprächsterminen aktuelle Themen nach München mitgeben“, hatte er gesagt.
Auch eine zweite Entwicklung, die Manfred Aschenbrenner dem CSU-Politiker schilderte, spielt im Bereich der Heime. Wie viele andere Träger sei das BRK in Cham dabei, das vom Bund eingeführte und immer wieder erweiterte Pflegestärkungsgesetz umzusetzen – letztendlich, wie Aschenbrenner meinte, „zu Lasten der Heimbewohner“.
Denn: Mit Blick auf die anstehenden Pflegesatzverhandlungen für 2024 ging der Kreisgeschäftsführer davon aus, dass sich die Eigenbeteiligung für einen Heimplatz durch die künftigen Strukturen und den Wegfall von Krankenkassen-Finanzierungen im Schnitt um 450 bis 500 Euro monatlich erhöhen werde. „Das wird nachvollziehbarerweise für Unruhe sorgen“, sagte Aschenbrenner voraus.
Der Überbringer der schlechten Nachricht
Dabei könne das BRK als Träger nichts dafür, weil es die gesetzlichen Vorgaben umsetze. Aschenbrenner: „Wir müssen diese Botschaft verkünden und sind der Überbringer der schlechten Nachricht – in Zeiten, in denen sich im Heimbereich ohnehin tarifbedingte Personalkosten-Steigerungen, höhere Energiekosten und ein Plus bei den Lebensmittelpreisen vereinen.“
Ein weiteres Thema, das am Montag zur Sprache kam, war die verstärkt feststellbare Abwanderung von Notfallsanitätern in die Industrie oder andere Bereiche des Rettungs- beziehungsweise Gesundheitswesens. Eine Hauptursache sei hier in den geregelteren Arbeitskonditionen zu finden, wie Rettungsdienstleiter Dominik Lommer erläuterte.
„Wir versuchen schon lange, den Kostenträgern zu vermitteln, dass es deutlich mehr Ausbildungsplätze im Rettungsdienst braucht“, sagte er mit Blick darauf, dass Gesundheitsdienst, Berufsfeuerwehren oder Kliniken immer häufiger Fachkräfte abzögen.
Notfallsanitäter: Warteliste bis 2027
An der Beliebtheit des Berufsbildes liege es jedenfalls nicht. „Wir haben eine Warteliste bis 2027 und haben für nächstes und übernächstes Jahr bereits alle Ausbildungsplätze vorausgeplant und vergeben“, sagte Lommer.
Gerhard Hopp, der einen halben Notizblock voller Anregungen und Gedanken mit nach München nahm, lobte am Ende des offenen Austausches „die dauerhafte Einsatzbereitschaft und die gut funktionierende Blaulicht-Familie in der Region“. Der Besuch beim BRK in Cham sei für ihn ein „wichtiges Zeichen der Wertschätzung“ gewesen – auch allen Ehrenamtlichen gegenüber.