Übung: Übermütige Jugendliche springen von der Blauen Brücke
Wasserretter aus den Schnelleinsatzgruppen in Cham, Bad Kötzting, Roding und Waldmünchen waren am Regen genauso gefordert wie der Rettungsdienst. Armin Schlüter und seine Kollegen hatten den Teilnehmern ein Szenario vorgegeben, das der Kreisvorsitzende der Wasserwacht schon mehrfach beobachtet hat.
Von Frank Betthausen
Cham. Es kommt nicht jeden Tag vor, aber Armin Schlüter, Kreisvorsitzender der Wasserwacht, hat die Szene doch immer wieder schon beobachtet: An der Blauen Brücke in Cham steigen übermütige Jugendliche über das Geländer und springen in den Regen. Eine Mutprobe, die mit schlimmen Verletzungen enden kann. Und genau diese Lage hatten Schlüter und seine Kollegen den Teilnehmern bei einer großangelegten Wasserrettungs-Übung mit rund 40 Beteiligten vorgegeben.
Wasserretter aus den Orts- beziehungsweise Schnelleinsatzgruppen (SEG) in Cham, Bad Kötzting, Roding und Waldmünchen – die Einsatzleitung lag bei Michael Amann – waren dabei genauso gefordert wie der Rettungsdienst des BRK, der mit zwei Rettungswagen und einem Krankentransportwagen angerückt war. Als Einsatzleiter „an Land“ fungierte an diesem Vormittag stellvertretender Rettungsdienstleiter Tobias Muhr, als Notarzt Dr. Jörg Owerdieck.
Sie suchten den Nervenkitzel am Fluss
„Personen drohen, von Brücke zu springen“: So lautete das Ausgangsszenario, als bei den Einsatzkräften um 9 Uhr der Alarm einging. Martin Pongratz, der selbst schon in der Leitstelle in Regensburg gearbeitet hatte, mimte den Disponenten in der Übungsleitstelle. Ein Passant hatte eine Gruppe junger Leute gemeldet, die an der Blauen Brücke den Nervenkitzel am Fluss suchten. „Die Einsatzkräfte wussten nicht, was sie erwartet“, berichtet Armin Schlüter.
Erst nach und nach ergab sich für die Retter, die anfangs nur einen Badeplatz mit Handtüchern und Taschen vorfanden, dieses Bild: Einer der Jugendlichen hatte nach dem Sprung in den kalten Regen mit Kreislaufproblemen zu kämpfen, ein weiterer war bewusstlos geworden. Eine dritte Person hatte sich beim Aufschlag im Wasser an einem Ast den Fuß gebrochen. Der Vierte im Bunde – das allerdings fanden die Teilnehmer der Übung erst durch Befragungen der jungen Leute heraus – war nach einem Kreislaufkollaps untergegangen.
Mit letzter Kraft festgeklammert
Während die Wasserretter aus dem Landkreis im weiteren Verlauf eine der Personen am Flussufer fanden – sie hatte es selbst dorthin geschafft –, trieb ein weiterer Jugendlicher im Regen. Der Dritte aus der Runde klammerte sich mit letzter Kraft an der Fleischtorbrücke fest. Ihren „vermissten Begleiter“, eine Spezialpuppe, wiederum suchte und fand die Sondereinsatzgruppe Unterwasserrettung mit Sonar und Tauchern.
Nach der Erstversorgung und dem Bootstransport zum Patienten-Übergabeplatz übernahm der Rettungsdienst an Land die „Verletzten“. Binnen einer Stunde waren sie alle im fiktiven Krankenhaus. Das gesamte Geschehen spielte unter den kritischen Blicken der Übungsbeobachter. Um die Szenen am Regen möglichst realistisch nachstellen zu können, hatten in der Notfalldarstellung geübte Rot-Kreuz-Mitglieder die Beteiligten geschminkt und mit künstlichen Wunden versehen.
Fabian Seebauer als Technischer Leiter im Landkreis Cham zog am Ende zufrieden Bilanz: „Jede einzelne Einsatzkraft hat zu dem Übungserfolg beigetragen, mit dem sich die Wasserwachten aus dem Landkreis auch überregional sehen lassen können.“ Es sei wichtig, sich eine gewisse Routine in den Einsatzabläufen anzueignen, um im Ernstfall gerüstet zu sein, betonte er.