Wie sich der Arbeitsunfähigkeit vorbeugen lässt
Im Programm „Kinaesthetics – Gesundheit am Arbeitsplatz“ lernen die Kursteilnehmer ihre individuellen Bewegungsmuster kennen und erfahren, wie sie sich dauerhaft selbst helfen können. Im BRK-Pflegezentrum in Furth im Wald stellten Pflegedienstleiterin und Trainerin Elisabeth Nachreiner sowie Heimleiter Stefan Hupf bewusst einmal nicht die Pflegekräfte in den Mittelpunkt, sondern Mitarbeiter aus der Hauswirtschaft und dem Küchenteam.
Von Frank Betthausen
Furth im Wald. Betriebliches Gesundheitsmanagement wird im BRK-Pflegezentrum in Furth im Wald großgeschrieben. Sechs Mitarbeiter aus dem Bereich Hauswirtschaft und fünf Beschäftigte des Küchenteams haben zuletzt an drei Schulungstagen an einem Kinaesthetics-Grundkurs teilgenommen. Das Thema – hinter dem Begriff Kinästhetik verbirgt sich die Lehre von der Bewegungsempfindung – lautete „Gesundheit am Arbeitsplatz“.
Das Programm richtet sich nach den Worten von Pflegedienstleiterin und Kinaesthetics-Trainerin Elisabeth Nachreiner an arbeitstätige Menschen, „die ihre täglichen beruflichen Bewegungsaktivitäten und -abläufe gesundheitsfördernd gestalten wollen“. Die krankheitsbedingten Ausfälle von Beschäftigten, erklärt sie, stellten in vielen Berufsgruppen ein großes Problem dar. „Interessanterweise ist dies nicht nur bei Berufen der Fall, in denen schwere, körperliche Arbeit geleistet wird. Auch die Arbeit am Bildschirm kann körperlich sehr belastend sein“, sagt Nachreiner.
"Die Art und Weise ist veränderbar"
Die einschlägige Forschung zeige, dass die häufigsten Gründe einer Arbeitsunfähigkeit Muskel- und Skelett- sowie psychische Erkrankungen seien. „Die Ursachen dieser Erkrankungen liegen oft nicht allein in den Arbeitsbedingungen, sondern in der Art und Weise, wie der betreffende Mensch seinen Körper für die Verrichtung dieser Arbeit einsetzt. Dies wiederum ist veränderbar und vom einzelnen Individuum abhängig“, zeigte die Kinaesthetics-Expertin den BRK-Beschäftigten in Furth im Wald auf.
In „Kinaesthetics – Gesundheit am Arbeitsplatz“ lernen die Kursbesucher ihre individuellen Bewegungsmuster kennen. Dadurch können sie laut Nachreiner überprüfen, ob diese den Funktionen ihrer Anatomie und den Arbeitsbedingungen und -anforderungen angepasst sind. Die Teilnehmer erfahren außerdem, wie sie passende Alternativen finden und wie sie dadurch ihren Handlungsspielraum in den beruflichen Aktivitäten erweitern.
Diese Sichtweise unterscheide sich grundsätzlich von traditionellen Kursen für gesundes Arbeiten, die oft mit genauen Anweisungen, wie man zum Beispiel richtig sitze oder Gewicht hochhebe, verbunden seien. „Anstatt Weisungen und Regeln von ,außen' zu folgen, lernen die Kursteilnehmer in Kinaesthetics, die eigene Bewegung so gut zu verstehen, dass sie in der Lage sind, die nötigen Anpassungen im eigenen Verhalten selbst zu erkennen und zu vollziehen“, erläutert Nachreiner.
Er steht voll hinter dem Konzept
Die Schulung der Bewegungskompetenz durch Kinaesthetics führe zu einer Verringerung der Erkrankungen, die im Zusammenhang mit dem Berufsleben entstehen könnten, und zu größerer Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bei der Arbeit.
Effekte, die auch Heimleiter Stefan Hupf beeindrucken und überzeugt hinter dem Konzept stehen lassen, das seine Pflegedienstleiterin in Furth im Wald umsetzt. „In Pflegeeinrichtungen“, stellt er fest, „liegt der Fokus ganz oft bei der Pflege, was sicherlich sehr richtig ist, aber eben nicht alles abdeckt.“
Um eine Einrichtung wie sein Haus am Laufen zu halten und die Bewohner überhaupt pflegerisch versorgen zu können, spiele auch das Engagement des Hauswirtschafts- und Küchenpersonals eine große Rolle. „Ja, es ist unentbehrlich!“, meint Hupf. Das sei der Grund gewesen, mit der jüngsten Schulung einmal diese Kollegen in den Mittelpunkt zu rücken. „Und wir wollen weiterhin dafür sorgen, dass auch diese Berufsgruppen zu ihrem Recht kommen“, sagt er.