"Wir haben einen Zustand, der alles in den Schatten stellt"
Zum Auftakt der Oster-Testaktion im Landkreis Cham, die das BRK und die Malteser gemeinsam umsetzen, richtet Landrat Franz Löffler einen nachdenklichen, ernsten Appell an jeden einzelnen seiner Bürger.
Von Frank Betthausen
Bad Kötzting. Mit nachdenklichen, ernsten Worten hat Landrat Franz Löffler am Karfreitag zum Start der Osterschnelltests die Corona-Situation im Landkreis Cham beschrieben. „Wir haben einen Zustand, der alles in den Schatten stellt, was bisher war“, sagte er im Innenhof der Bad Kötztinger BRK-Rettungswache. Dort und an den BRK-Standorten in Lam, Cham, Roding und Falkenstein finden am Ostersonntag und am Ostermontag jeweils zwischen 8 und 12 Uhr weitere kostenlose Covid-Schnelltests für alle Bürger der Region statt.
An der Aktion, die Löffler als Reaktion auf die hohen Inzidenzwerte ausgerufen hatte, beteiligt sich auch der Malteser Hilfsdienst in Wald und Rötz. Parallel zu der Initiative an den Feiertagen hatte der Landrat über alle 39 Gemeinden Gratis-Schnelltests an die Einwohner ausgegeben.
Löffler stellt eine Brotzeit in Aussicht
Der CSU-Politiker dankte den Mitgliedern der Hilfsorganisationen, ehren- wie hauptamtlichen, gemeinsam mit BRK-Präsident Theo Zellner für ihren Dienst an der Allgemeinheit. „Ich weiß gar nicht, wie wir das alles wieder gutmachen können“, sagte Löffler und stellte eine Brotzeit für alle in Aussicht. Zellner erklärte im Gegenzug: „Wir als Rotes Kreuz sind hoffentlich für den Landkreis ein verlässlicher Teil der kritischen Infrastruktur.“
Die Lage in diesen Ostertagen, das zeigten beide Redner am Freitag auf, ist höchst angespannt. „Wir befinden uns in der bislang schwierigsten Phase der Pandemie“, betonte Franz Löffler. Mit 52 Patienten im Krankenhaus – darunter „vor allem jüngere Semester“ – verzeichnete der Landkreis nach seinen Worten am Donnerstagabend einen „Höchststand bei den Covid-Belegungen“. Und das nach einem Jahr und in einer Phase, in der „die Leute Corona nicht mehr sehen und hören können“. Dabei komme es gerade im Augenblick ganz stark darauf an, wie es grundsätzlich weitergehe.
"Dort ist die Gefahr am größten"
Mehr als die Hälfte aller Infektionen ergebe sich derzeit im privaten Raum - auch in den Familien. „Überall da, wo man meint, man sei am sichersten und geschützt, ist die Gefahr am größten“, betonte Löffler, der den Termin in Bad Kötzting für einen Appell an jeden Einzelnen nutzte, „auf sich und andere aufzupassen“. Der Virus – ein Hauptgrund für den deutlichen Anstieg der Infektionszahlen in der Region liegt für Löffler in der britischen Mutante – werde von Mensch zu Mensch übertragen. Hierauf müssten Verhaltensregeln abgestellt werden, um die Infektionsketten zu unterbrechen.
BRK-Präsident Theo Zellner, der davon sprach, dass das Bayerische Rote Kreuz seit mehr als einem Jahr im Krisenmodus stehe, hieb in die gleiche Kerbe. „Wir sollten uns nichts vormachen: Cham ist zurzeit ein Hochrisikogebiet“, meinte er. Alle müssten ihren Beitrag dazu leisten, „damit wir aus dieser Situation gut und gesund herauskommen“. Neben den Impfungen sieht Zellner, der auch BRK-Kreisvorsitzender ist, die regelmäßigen Testungen als einen Weg zum Erfolg an. Aktuell, zeigte er auf, liefen Gespräche mit dem Landratsamt, um die Schnellteststation im Lehrsaal der Chamer BRK-Geschäftsstelle in der Further Straße in einen Sieben-Tage-Betrieb überzuleiten.
An der Grenze der Belastbarkeit
Bisher haben Bürger dort montags, mittwochs und freitags jeweils zwischen 7 und 9 sowie 16 und 18 Uhr die Möglichkeit, sich einem Covid-Schnelltest durch BRK-Mitarbeiter zu unterziehen. „Ich würde das sehr begrüßen, wenn es zu schaffen wäre“, erklärte Zellner mit Blick auf das höhere Stundenkontingent. Eine Ausweitung der Teststrukturen auf den gesamten Landkreis über zusätzliches Personal hielt er ebenfalls für denkbar, auch wenn der Präsident im Namen der Rot-Kreuz-Familie klar zum Ausdruck brachte, dass „die Leute seit einem Jahr an der Grenze der Belastbarkeit arbeiten“.
Als Ausweg aus der Pandemie zeigte Franz Löffler am Freitag die Impfkampagne auf. „Insgesamt ist das der Segen schlechthin“, hielt er fest. Die Impfquote im Landkreis gehe Richtung 15 Prozent, wenn in den nächsten Tagen durchgeimpft werde, könne sie nach Ostern bei knapp 20 Prozent liegen, gab er sich optimistisch – nicht zuletzt wegen der Sonderzuteilungen, die auch der Landkreis zuletzt erhalten hat.
In Sachen AstraZeneca hatte Löffler in dieser Woche entschieden, den Impfstoff, der zuletzt stark in die Diskussion geraten war, im Landkreis Cham „komplett an die Hausärzte zu geben“. Dort gehöre er hin, denn der Hausarzt kenne seine Patienten am besten, befand der CSU-Politiker. 25 Mediziner haben nach seinen Worten so zusätzliche 1700 Dosen für die Erstimpfung erhalten.
Neuer Stellenwert ür die Tests
Generell sind für Löffler im April 2021 einige Zukunfts- und Grundsatzfragen zu klären. „Das Virus wird uns weiterhin begleiten und fordern“, sagte er. So geht das Landkreis-Oberhaupt nach eigenen Angaben davon aus, dass „bestimmte Dinge des Lebens künftig nur mit einem Test zu regeln sein werden“ – und beispielsweise über eine App auf dem Smartphone. „Wir werden mit diesem System mehr Freiheit bekommen“, gab er sich optimistisch, nahm aber auch die Arbeitgeber und andere Gesellschaftsbereiche mit in die Pflicht. „Wenn der Zugang zu einem Geschäft mit einem Test verbunden wird, kann man die Wirtschaft nicht außen vor lassen“, sagte er.
Auf dem Weg heraus aus der Pandemie, den der Landrat skizzierte, leistet auch das Bayerische Rote Kreuz in den Augen von Norbert Winkler seinen Anteil. „Jede Minute, jede Stunde ist es wert, um wieder in ruhige Fahrwasser zu kommen“, sagte der Kreisbereitschaftsleiter in Bad Kötzting über das Engagement seiner zehn Bereitschaften bei den Osterschnelltests. Es sei toll, mitzuerleben, „dass die Leute so mitmachen“.
Markus Wolkner, Wachleiter der Malteser in Rötz, lobte am Karfreitag den engen Austausch mit BRK-Katastrophenschutzleiter Tobias Muhr rund um die Oster-Aktion. „Wir können das durch die Ehrenamtlichen sehr gut stemmen“, sagte auch Wolkner über das Engagement „seiner“ Aktiven. Muhr gab das Kompliment zurück. „Die Zusammenarbeit mit den Maltesern war perfekt und reibungslos“, befand er und richtete seinen „größten Dank“ für den Einsatz an den Feiertagen „ans Ehrenamt“. Muhr: „Wir haben bei der Vorbereitung von zehn BRK-Bereitschaften und zwei Standorten der Malteser innerhalb von zwei Stunden eine Rückmeldung gehabt.“