Zugunglück in Tschechien fordert 40 Chamer BRK-Kräfte
Der Einsatz im Nachbarland war in den Augen von Kreisvorsitzendem Theo Zellner „ein Musterbeispiel für die hervorragende Zusammenarbeit mit den tschechischen Kollegen“. Er dankte den Chamer Rettern für ihr „beherztes, zupackendes Engagement“. Einsatzleiter Tobias Muhr erklärte: „Ein Schadensereignis wie dieses wäre ohne das Ehrenamt weder auf deutscher noch auf tschechischer Seite zu bewältigen.“
Von Frank Betthausen
Furth im Wald. Sein eigentlicher Einsatz war für Tobias Muhr am späteren Vormittag beendet - und doch war der 39-Jährige nach dem schweren Zugunglück in Tschechien am Mittwoch bis zum Abend pausenlos gefordert. Als geduldiger Interviewpartner deutscher und tschechischer Fernseh- und Radiostationen!
„So viele Sender habe ich gar nicht zu Hause“, sagte der Einsatzleiter am Nachmittag mit trockener Kehle und einem Augenzwinkern, nachdem er - gefühlt - dem 20. Kamerateam für eine Live-Schalte Rede und Antwort gestanden hatte. Zwischendurch blieb gerade einmal Zeit für eine schnelle Cola…
Der Medienrummel in Milavče war riesig, nachdem dort am Morgen zwei Personenzüge zusammengestoßen waren. Drei Menschen starben bei dem tragischen Unglück, 69 erlitten zum Teil schwerste Verletzungen. Der Einsatz in dem Ort, der zehn Autominuten von Domažlice entfernt liegt, bedeutete auch für 40 Kollegen des BRK-Kreisverbands Cham jede Menge Arbeit.
Nach 25 Minuten am Einsatzort
Um 9.06 Uhr waren sie alarmiert worden - mit Tobias Muhr an der Spitze. 25 Minuten später waren die ersten bayerischen Kollegen am Unglücksort. Die Arbeit des Kompetenz- und Koordinierungszentrums Grenzüberschreitender Rettungsdienst zwischen Deutschland und Tschechien mit Sitz im Rettungszentrum Furth im Wald klappte nicht nur hier wie am Schnürchen.
Alles in allem 15 BRK-Fahrzeuge rückten ins Nachbarland aus – sechs Rettungswagen, vier Krankentransportwagen, zwei Einsatzleitwagen und der Gerätewagen der Schnelleinsatzgruppe Behandlung, die sich in Milavče um die leichter verletzten Fahrgäste oder die Personen kümmerte, die mit dem Schrecken davongekommen waren.
Bis zum Mittag brachten die Einsatzkräfte aus der Oberpfalz – auch zwei Chamer Notärzte waren vor Ort – zehn deutsche Zuginsassen in Krankenhäuser nach Cham, Schwandorf und Regensburg. Sie hatten leichte bis mittelschwere Verletzungen erlitten.
Für Chams BRK-Verantwortliche war der Einsatz ein „Musterbeispiel für die hervorragende Zusammenarbeit mit den tschechischen Kollegen“, wie es BRK-Präsident und Kreisvorsitzender Theo Zellner formulierte. „Das war ein kraftvolles, effektives Miteinander, das wir hier über das Koordinierungszentrum in Furth erlebt haben“, sagte Zellner, der den Chamer Einsatzkräften am Abend für ihr „beherztes, zupackendes Engagement“ dankte.
"Ihr habt dem BRK alle Ehre gemacht"
Manfred Maurer, Projektleiter Grenzüberschreitender Rettungsdienst, hob vor allem seine Stellvertreterin Tereza Homolková, die in Milavče besonders als Dolmetscherin gefordert war, und Tobias Muhr hervor. „Ihr habt dem BRK und dem Grenzüberschreitenden Rettungsdienst im Besonderen alle Ehre gemacht“, sagte Maurer.
Muhr selbst spielte den Dank an sein Team zurück. „Ein Schadensereignis wie dieses wäre ohne das Ehrenamt weder auf deutscher noch auf tschechischer Seite zu bewältigen“, sagte er. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Mittwoch sei in höchstem Maße koordiniert und vorbildlich gewesen (Fotos: Tereza Homolková, Frank Betthausen).
BRK-Präsident Theo Zellner sprach den Angehörigen der drei tödlich verunglückten tschechischen Staatsbürger im Namen des Chamer BRK seine Anteilnahme aus – so, wie er den Verletzten des Unglücks „baldige Genesung“ wünschte.