Bergwacht Furth im Wald feierte mit vielen Gästen „das Triple“

Die Further Bergretter stießen am Samstag auf drei Anlässe gleichzeitig an: die Segnung ihres neuen geländegängigen Einsatzfahrzeugs, die Einweihung des Anbaus am Gerätehaus im Sagweg und das 85-jährige Bestehen der Bereitschaft. „Der Lack ist noch dran. Wir sind jung und spritzig“, sagte Bereitschaftsleiter Dominik Schönberger bei einer kleinen Feierstunde. In Furth im Wald, befand BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner, werde angepackt. „Wir haben kaum eine Gruppe im Kreisverband, die so bauintensiv ist“, erklärte der langjährige Rot-Kreuz-Präsident.

Von Frank Betthausen

Furth im Wald. BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner kam auf den großen FC Bayern München zu sprechen: Was dem Fußballverein aus der Landeshauptstadt in dieser Saison verwehrt geblieben sei, das Triple, habe die Bergwacht-Bereitschaft Furth im Wald mühelos geschafft. Mit der Einweihung ihres Gerätehaus-Anbaus, der Segnung ihres neuen Einsatzfahrzeugs und dem 85-jährigen Bestehen ihrer Bereitschaft hatten die Aktiven aus der Drachenstich-Stadt am Samstag – im Gegensatz zum FCB – gleich drei Anlässe, in fröhlicher Runde anzustoßen.

„Ohne das ehrenamtliche Engagement hätten wir das so nicht hinbekommen und es auch nicht geschafft, die Kosten so gering wie möglich zu halten.“ Bereitschaftsleiter Dominik Schönberger

„Der Lack ist noch dran. Wir sind jung und spritzig“, sagte Bereitschaftsleiter Dominik Schönberger bei einer Feierstunde in der Unterkunft im Sagweg mit Blick auf das Jubiläum. Stadtpfarrer Karl-Heinz Seidl und Pfarrerin Kathrin Nagel segneten dort sowohl die neuen Räume als auch das 35 000 Euro teure All-Terrain-Vehicle (ATV), den Can-Am Outlander 1000 max.

„Wir sind eine starke Truppe und in der Region sehr aktiv – von Passau bis hoch nach Weiden kennt man uns. Und natürlich stehen wir unsere Frau und unseren Mann im BRK-Kreisverband Cham“, betonte Schönberger, der für den Herbst den nächsten Festanlass in Aussicht stellte. „Dann besteht der Stützpunkt Althütte seit 60 Jahren. Wir kommen 2023 aus dem Feiern gar nicht mehr raus.“

In seiner Begrüßungsrede gab er einen kurzen geschichtlichen Abriss zum Gerätehaus am heutigen Standort und erinnerte daran, dass mit den Bauarbeiten und der Sanierung bereits 2017 begonnen worden sei. Damals erneuerten die Mitglieder vor allem die sanitären Anlagen.

„Es war ein langes Hin und Her“

Ab 2019 wurde der Zwischenbau errichtet, in dem unter anderem der Pick-up der Bergretter, der VW Amarok, seinen Platz gefunden hat. Die Erweiterung des Gerätehauses war laut Schönberger durch das neue Auto, weitere Gerätschaften und die Zusatzaufgabe LKLD (Lokalisation, Kommunikation, Lagedarstellung und Dokumentation) nötig geworden. Die Further Bergwacht-Aktiven rücken dabei mit einem Spezialbus im gesamten Gebiet der Bergwacht-Region Bayerwald aus, um die Suche nach Vermissten mit Drohnen und anderer moderner Technik zu unterstützen.

„Es war ein langes Hin und Her mit vielen Köpfen und Ideen. Wir haben x-mal umgeworfen, aber schlussendlich eine Lösung gefunden und 2019 damit begonnen, den Altbestand zu erweitern und den Zwischenbau mit anzufügen“, sagte der Bereitschaftsleiter über den intensiven Austausch mit dem eigenen Förderverein.

Unter dem Strich seien so 100 Quadratmeter an weiterer Fläche entstanden – inklusive eines neuen Geräteraums. „Der ist zeitgemäß und auch erweiterungsfähig für die Zukunft“, meinte Schönberger.

Die Baukosten betrugen nach seinen Worten rund 63 000 Euro. Davon übernahm der Förderverein etwa 45 600 Euro, jeweils rund 9000 steuerten der BRK-Kreisverband und der Landkreis Cham bei. 877 Arbeitsstunden standen am Ende offiziell in den Büchern.

„Danke an alle, die mitgeholfen haben und immer noch mithelfen!“, sagte Schönberger und bezog an dieser Stelle eine Reihe an lokalen Firmen und Sponsoren in seine Worte mit ein. „Ohne das ehrenamtliche Engagement hätten wir das so nicht hinbekommen und es auch nicht geschafft, die Kosten so gering wie möglich zu halten“, erklärte er.

Die 35 000 Euro-Investition in das neue All-Terrain-Vehicle der Firma Can-Am – eine Ersatzbeschaffung für das Vorgängermodell – übernahmen die Bergwacht Bayern beziehungsweise der Freistaat. „Wir haben das Fahrzeug heuer bekommen. Es hat den Winterdienst schon hinter sich und ohne größeren Schaden überstanden“, berichtete Schönberger. Das ATV sei für die Bergwacht-Tätigkeit in schwer zugänglichem Gelände, etwa für Fahrten in Rückegassen, oder im Vorsorgedienst sehr sinnvoll.

BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner las in seinem Grußwort aus dem 85-jährigen Bestehen der Bergwacht-Bereitschaft gleich mehrere Punkte mit zentraler Bedeutung heraus. „Das ist nichts anderes, als 85 Jahre da zu sein für den anderen, ein Zeichen zu setzen, Kameradschaft zu pflegen nach innen und nach außen und die Gesellschaft zu begleiten“, sagte er. All das in einer Zeit, in der „die individuelle Begleitung dessen, was man heute unter Freizeit versteht“, immer herausfordernder werde. „Man muss für Situationen geschult sein, die man früher nicht kannte“, meinte der langjährige BRK-Präsident.

In Furth im Wald, befand Zellner, werde angepackt. „Wir haben kaum eine Gruppe im Kreisverband, die so bauintensiv ist“, sagte der Bad Kötztinger, der mit leidenschaftlichen Worten die Bedeutung des Ehrenamts herausstrich.

Erweiterungsbauten wie der in Furth seien keine Prestige- oder Selbstdarstellungsobjekte. „Nein, das wird gemacht, weil man es braucht und weil es dringend notwendig ist, um effizient Hilfe zu leisten“, sagte er. Und Zellner, der eine Zuwendung des Kreisverbands dabei hatte, schob nach: „Man kann uns insgesamt in der Region nur gratulieren, dass wir so einen Verband wie die Bergwacht Furth im Wald haben – die blüht, nach vorne zeigt und Zukunft hat.“

Platz für den Outlander – und die Jugend

Wie der BRK-Kreisvorsitzende lobte stellvertretende Landrätin Dr. Johanna Etti in besonderer Weise die Jugendarbeit der Bergwacht. Die Bereitschaft brauche nicht nur viel Platz für ihre Gerätschaften und den neuen Outlander, sondern auch für ihre Jugendlichen. „Euch ist es gelungen, junge Menschen für eure Arbeit zu begeistern. Dazu gratuliere ich euch von Herzen und dafür wünsche ich euch weiterhin viel Erfolg“, sagte sie, ehe sie dem Bereitschaftsleiter ein Präsent des Landkreises überreichte.

Michael Mühlbauer, 2. Bürgermeister von Furth im Wald, bezeichnete die Truppe von Dominik Schönberger als aktiven Verein, der quer durch alle Altersschichten vernetzt sei und Spuren in der Stadt hinterlasse – nicht nur im Gefüge des Rettungswesens. Auch sozial- und gesellschaftspolitisch leiste die Bergwacht als Verein wichtige Arbeit, erklärte Mühlbauer, der den Aktiven mit seiner Floristik-Firma den Blumenschmuck für die Feierlichkeiten im Sagweg und das neue ATV zur Verfügung gestellt hatte.

Martin Frank bezeichnete den neuen Anbau in seiner Rede als „sehr gelungen“. Der 2. Bürgermeister der Stadt Waldmünchen verwies auf die Verbindung seiner Heimatkommune mit der Stadt Furth im Wald über den Gibacht und die Tätigkeit der Bergwacht, die sich seit Jahrzehnten auch auf den Skilift am Voithenberg erstrecke. „Ihr leistet das ganze Jahr über einen wertvollen Dienst am Nächsten. Um in kürzester Zeit am Einsatzort zu sein, ist das neue Fahrzeug absolut geeignet“, erklärte Frank, der Schönberger ebenfalls eine Spende für die Jugendarbeit übergab.

Für die Segnung des Erweiterungsbaus und des neuen Spezialquads zeichneten Stadtpfarrer Karl-Heinz Seidl und Pfarrerin Kathrin Nagel verantwortlich. Der katholische Geistliche betrachtete die Bergwacht-Bereitschaft als „generationenübergreifende Gemeinschaft in unserer Stadt“, die getragen sei von freundschaftlichem Miteinander. Nagel zitierte aus einem Zeitungsartikel, der sich kürzlich mit Tipps gegen  Höhenangst beschäftigt hatte und schlug so eine Brücke zur Arbeit der Bergwacht.

„Immer wieder ein Gebet zwischendrin – das erdet uns und hilft uns auch bei der Höhenangst des Lebens. Außerdem: achtsam sein! Das macht ihr bei jedem Einsatz – und das bringt ihr den Jungen auch ziemlich am Anfang bei.“ Pfarrerin Kathrin Nagel

In der Übersicht seien unter anderem Gebete oder Lieder als Ablenkung genannt worden. „Immer wieder ein Gebet zwischendrin – das erdet uns und hilft uns auch bei der Höhenangst des Lebens. Außerdem: achtsam sein! Das macht ihr bei jedem Einsatz – und das bringt ihr den Jungen auch ziemlich am Anfang bei“, sagte die Pfarrerin.

Nach den Segensworten gehörte der sonnige Frühlingssamstag ganz dem gemütlichen Beisammensein – bei gutem Essen, kühlen Getränken und zünftiger Musik.
 

Hintergrund: Vier Anwärter, zehn Jugendliche

  • Aktive: Die Bergwacht-Bereitschaft Furth im Wald, die vor 85 Jahren gegründet worden war, hat derzeit 73 aktive Bergwachtmänner und -frauen sowie vier Anwärter in ihren Reihen. „Dazu kommen zehn Jugendliche, die alle sehr motiviert sind“, wie Bereitschaftsleiter Dominik Schönberger bei der Feierstunde im Sagweg betonte.
     
  • Geschichte: Das erste Gerätehaus der Further Bergwacht hatte am Föhrenweg gestanden und war 1971 eingeweiht worden. Ab 1986 begannen die Arbeiten an der Unterkunft im Sagweg – angestoßen von den damaligen Bereitschaftsleitern Josef Fischer und Klaus Schuhmann. Die Segnung fand 1988 statt.
     
  • Anbau: 2001 bauten die Bergretter die Garage an. Nachdem bei der Renovierung 2017 die sanitären Anlagen erneuert worden waren, machten sich die Aktiven ab dem Frühjahr 2019 zusammen mit örtlichen Firmen daran, den neuen Zwischenbau samt Geräteraum zu errichten. In dem Gebäudeteil hat unter anderem der VW Amarok, eines von vier Fahrzeugen der Bereitschaft, Platz gefunden.
     
  • Arbeiten: Während der Bauarbeiten erneuerten die Bergretter auch ihre Einsatzzentrale im Eingangsbereich. Der Raum erhielt eine moderne Eckbank, eine neue Beleuchtung und ist heller und luftiger geworden.