Kostenloses Bürgerangebot: Die Beschäftigten des BRK-Senioren-Wohn- und Pflegeheims im Breitenwiesweg nehmen künftig im Innenhof der Einrichtung an fünf Tagen pro Woche Abstriche vor. "Auch im Landkreis Cham sind die Zahlen bei weitem noch nicht so, dass man sich zufrieden geben könnte", sagt BRK-Präsident Theo Zellner bei der Vorstellung der Aktion.
Von Frank Betthausen
Waldmünchen. Nach und nach spannt sich über den Landkreis Cham ein flächendeckendes Netz aus Schnelltest-Stationen. Seit diesem Donnerstag haben auch die Bürger in Waldmünchen die Möglichkeit, sich kostenlos auf Covid-19 testen zu lassen. Im Innenhof des BRK-Senioren-Wohn- und Pflegeheims im Breitenwiesweg 32 nehmen Beschäftigte der Einrichtung im Auftrag des Landratsamts ab sofort montags bis freitags Abstriche vor - jeweils durchgehend von 9 bis 17 Uhr.
Über ehrenamtliche Kräfte könnte das Angebot jederzeit ausgeweitet werden, wie Tobias Muhr bei der Vorstellung des Angebots in der Trenck-Stadt erläuterte. Der BRK-Katastrophenschutzleiter kann bei der Organisation - das BRK ist neben Waldmünchen in Cham, Roding und Bad Kötzting mit Antigen-Teststellen vertreten - auf die zehn Bereitschaften sowie die Wasserwacht und die Bergwacht zählen.
„Dieses ehrenamtliche Engagement ist und bleibt eine ganz große Stärke des BRK."
Katastrophenschutzleiter Tobias Muhr
"Dieses ehrenamtliche Engagement ist und bleibt eine ganz große Stärke des BRK", betonte Muhr. Landrat Franz Löffler und BRK-Präsident Theo Zellner pochten in Waldmünchen auf die Bedeutung der Schnelltests - insbesondere wenn es darum geht, Schritt für Schritt zu einem normalen Leben zurückzukehren. Wobei Kreisvorsitzender Zellner am Donnerstag vor Euphorie warnte.
Politisch wolle er die Situation nicht bewerten. Allerdings machte er deutlich: "Mir als Rot-Kreuz-Verantwortlichem macht die derzeitige Diskussion um Lockerungen etwas Sorge." An dieser Stelle äußerte sich der BRK-Funktionär, der dem Landkreis Cham "allen Respekt" für die Zusammenarbeit in Pandemie-Zeiten aussprach, "im Sinn unserer Mitarbeiter". Seit mehr als einem Jahr seien die BRK-Kräfte "an der Kante". Bei der täglichen Arbeit - in den Pflegeheimen genauso wie im Rettungsdienst - schwinge immer "auch ein Teil Angst" mit.
Vor diesem Hintergrund mahnte er alle Bürger zur Vorsicht und betonte: "Auch im Landkreis Cham sind die Zahlen bei weitem nicht so, dass man sich irgendwie zufriedengeben könnte." Die Impfungen, die Tests und die allgemeinen Abstands- und Sicherheitsregeln im Dreiklang zeigte Zellner als Ausweg aus der Corona-Krise auf. "Das Testen hilft uns an jeder Stelle", erklärte er und ging davon aus, dass der Bedarf dafür durch die in Aussicht gestellten Lockerungen weiter steigen wird.
In der neuen Teststation in Waldmünchen, die zum Auftakt mit den Mitarbeitern Sonja Schudnagis und Monika Nothaas besetzt war, werden, wie Theo Zellner erläuterte, zwei Bereiche beziehungsweise Zielgruppen "zusammengeschaltet" - die Besucher des Pflegeheims, die ohnehin einem Schnelltest unterzogen werden, und die Bürger der Stadt.
Die Teststelle ist in einem Baucontainer der Firma Rädlinger untergebracht. Wer sich dort auf Covid-19 untersuchen lassen möchte, muss sich vorher auf der Internetseite https://meintest.brk.de anmelden. Mit einem Barcode sprechen die Testpersonen anschließend - wie in Cham, Roding und Bad Kötzting - zur vereinbarten Zeit im Breitenwiesweg vor. Ihr Testergebnis erhalten sie etwa 30 Minuten später per SMS und E-Mail aufs Smartphone, wie Tobias Muhr erklärte.
Theo Zellner fand für "seinen" Katastrophenschutzleiter und die ehrenamtlichen Strukturen des BRK am Donnerstag launig-anerkennende Worte. "Ich weiß gar nicht, wie er es immer wieder schafft, die Leute herzubringen und zu motivieren", sagte er. Und: In der Pandemie zeige sich, wie wichtig es sei, dass sich der Landkreis und die Kommunen auf das Rote Kreuz verlassen könnten. "Wir hoffen, dass wir einen Teil dazu beitragen, dass das Licht am Ende des Tunnels zum Sommer hin heller wird", sagte der BRK-Präsident.
Auch Landrat Franz Löffler kam in seiner Heimstadt auf eine "spannende Phase der Pandemie" zu sprechen. Einer Phase, in der sich die Menschen "nach langer Wegstrecke" nach Freiheit und Normalität sehnten. Trotz aller Lichtblicke - am Donnerstag war der Inzidenzwert im Landkreis Cham auf 143 gesunken - warnte auch der CSU-Politiker vor Leichtsinn. "Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass das Virus noch da ist", sagte er und erinnerte an die extreme Verbreitung der britischen Mutation in der Region.
Und gerade weil Corona die Menschen nach seiner Darstellung "noch eine ganze Zeit begleiten wird", sind für Löffler vor allem Alltagsthemen entscheidend. "Wie schaut die neue Normalität aus?" und "Wie gehen wir damit um?": So lauten für ihn wesentliche Fragen. Ein Teil der künftigen Strategie werde es bei aller Freude über Lockerungen neben den Impfungen sein, das Virus weiterhin verlässlich zu identifizieren. "Wir müssen dem Virus, wo es geht, auf die Schliche kommen", sagte das Landkreisoberhaupt. Und: "Das ist genau der Punkt, warum wir auch weiterhin testen müssen."
Die aktuelle Quote bei den Erstimpfungen im Landkreis bezifferte Löffler mit 35,6 Prozent - bezogen auf die Gesamtbevölkerung. Rechne man die Immunisierten hinzu, könnte der Wert nach Darstellung des Landrats "Richtung 50 Prozent gehen". Das sei auch bei den Neuinfektionen zu spüren. "Das Impfen ist ein wesentlicher Baustein und ein echter Lichtblick", sagte Löffler und richtete einen Appell an die Impfbereitschaft seiner Bürger.
Regelmäßige Testungen sind für den CSU-Vertreter fester Bestandteil der "Regularien", die eine Rückkehr zu einem normalen gesellschaftlichen Alltag ermöglichen sollen. So untermauerte er am Donnerstag das Ziel, "hier möglichst breit aufgestellt zu sein".
„Wer zum Testen kommt, kann auch krank sein."
Pflegedienstleiterin Alexandra Dostal
Testnachweise werden, wie Löffler aufzeigte, künftig nicht nur für Besuche beim Friseur, bei der Fußpflege oder in anderen Lebensbereichen erforderlich sein - sondern "in absehbarer Zeit hoffentlich auch in den Biergärten". Noch relevanter werden sie nach seinen Ausführungen, wenn die Inzidenz unter einen Wert von 100 falle und beispielsweise "Tourismus mit Testkonzept" möglich werde.
Mit Blick auf den Wegfall der Testpflicht und der Testzentren an der Grenze zu Tschechien sah er in Waldmünchen in besonderer Weise das Rote Kreuz "ins Spiel kommen". Er sei froh, dass es möglich werde, der Bevölkerung mit dem BRK und den Apotheken, in der Trenckstadt bringt sich seit Mittwoch Andreas Deml (St. Stephan) mit drei Beschäftigten ins Testgeschehen ein, "dieses wichtige, gute Angebot" zu machen.
Auch Bürgermeister Markus Ackermann brachte seinen Dank an Apotheker Deml und das Rote Kreuz darüber zum Ausdruck, dass es in Waldmünchen künftig zwei Möglichkeiten für die Bürger gebe, sich testen zu lassen. Die Teststellen seien unkompliziert und fußläufig erreichbar. Das Stadtoberhaupt sprach von der sich "hoffentlich abzeichnenden Schlussphase" der Pandemie und davon, dass mittlerweile eine "gewisse Zuversicht und Optimismus" angesagt seien - auch wenn Ackermann davor warnte, "übermütig" zu werden. Die Testmöglichkeiten in seiner Stadt wertete er als "große Erleichterung im Sinne der Sicherheit und im Hin zur Normalität".
Stefan Paa, Leiter des BRK-Senioren-Wohn- und Pflegeheims Waldmünchen, schilderte seine Erfahrungen mit den Schnelltests. Wie er erläuterte, hätten sie dazu beigetragen, den schweren Corona-Ausbruch zu Beginn des Jahres und die Krise von damals zu meistern. "Unser System steht und hat sich bewährt. Die Mitarbeiter sind sehr gut eingearbeitet", betonte er und sprach von "mehreren tausend Schnelltests", die jeden Monat in der Einrichtung stattfinden. Wie seine Vorredner dankte er Apotheker Andreas Deml, der das Heim schon früh mit Testmaterial versorgt habe.
BRK-Präsident Theo Zellner hob an dieser Stelle die Offenheit hervor, mit der Paa und seine Mitarbeiter während des Pandemie-Geschehens im Heim nach außen agiert und kommuniziert hatten. Das habe großes Vertrauen geschaffen, befand der Kreisvorsitzende.
„Der Virus ist da und wird uns weiterhin begleiten. Da nützt Beschönigen gar nichts."
Heimleiter Stefan Paa
Stefan Paa erwiderte, dass die Zeit keine einfache gewesen sei. Dennoch war es ihm ein Anliegen, mit dem Thema offen umzugehen. "Der Virus ist da und wird uns weiterhin begleiten. Da nützt Beschönigen gar nichts", resümierte der Heimleiter.
Pflegedienstleiterin Alexandra Dostal lobte am Donnerstag mit einem "großen Dank" die Mitarbeiter des Pflegeheims für ihre Flexibilität - während des Corona-Ausbruchs genauso wie bei den Tests im laufenden Heimbetrieb. Sie habe immer Freiwillige gefunden, die den ganzen Tag über den Schutzanzug getragen und sich eingebracht hätten - so, wie sich die Kollegen auf dem Weg zum Dienst nach ihren Worten immer anstandslos hätten abstreichen lassen. "Alle haben ihren Mann gestanden", befand Dostal, die bewusst an das Risiko erinnerte, das die Mitglieder der Test-Teams eingehen. "Wer zum Testen kommt, kann auch krank sein", erklärte sie.
Andreas Deml von der St. Stephan-Apotheke zeigte im Interview mit der BRK-Pressestelle auf, dass er bei den Schnelltests wie das Rote Kreuz auf eine Online-Registrierung und den Versand der Ergebnisse per Mail setzt. Seine Kunden können sich montags bis freitags zwischen 8.30 und 10.30 Uhr in den ehemaligen Räumen der Kinderarztpraxis von Dr. Judit Varga in der Bahnhofstraße 4 testen lassen, die sich im gleichen Gebäude befinden. Der Zugang, bittet er um Verständnis, sei allerdings nur eingeschränkt barrierefrei.