Der harte Start zu Corona-Zeiten ist Geschichte

Hochzeitslader Bene Weber
Hochzeitslader Bene Weber aus Sattelpeilnstein sorgte am Freitag mit seinen Witzen und Gstanzln für Unterhaltung (Foto: Frank Betthausen).

Das Team der Tagespflege in Willmering feierte am Freitag mit Gästen und Angehörigen das fünfjährige Bestehen. „Ich glaube, wir haben es geschafft, die Einrichtung mit Leben zu füllen“, freute sich Pflegedienstleiterin Karin Soukup.

Von Frank Betthausen

Willmering. Der Start zu Beginn des Jahres 2020 war ein holpriger in der BRK-Tagespflege in Wilmering: Pflegedienstleiterin Karin Soukup und ihr Team steckten mitten in der Aufbauarbeit, der Betrieb nahm gerade Fahrt auf – da kam Corona. 

„Es war eine Vollbremsung von 100 auf null. Aber wir haben uns nicht unterkriegen lassen. Ihr habt euch nicht unterkriegen lassen!“, fasst es BRK-Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner am Freitagnachmittag bei den Feierlichkeiten zum fünfjährigen Bestehen der Einrichtung in der Schulstraße zusammen.

„Es war keine einfache Zeit“, meint auch Soukup und erinnert an den Lockdown, die Notbetreuung, die später für alle BRK-Tagespflegen beim Kreisverband in Willmering eingerichtet worden war, an die Maskenpflicht und Abstandsregelungen… 

All das bremste auch den Betrieb der ambulant betreuten Senioren-Wohngemeinschaft im Stockwerk oberhalb aus, die wenige Wochen nach der Tagespflege eröffnet worden war.

Die Startschwierigkeiten sind – „zum Glück“, wie eine ältere Dame meint – längst Geschichte. „Ich glaube, wir haben es geschafft, die Einrichtung mit Leben zu füllen. Ja, es ist wirklich wunderbar, wie lebendig es hier drin ist“, freut sich Soukup. Und auch die WG ist längst voll belegt…

Wie verankert die Tagespflege im Gemeindeleben ist, zeigen zwei Umstände. Soukup führt mittlerweile eine Warteliste, weil die Zahl der Anfragen die der Betreuungsplätze übersteigt. Und: Der große Aufenthaltsraum, in dem an diesem Freitag Hochzeitslader Bene Weber aus Sattelpeilnstein mit seinen Witzen und Gstanzln für Unterhaltung sorgt, platzt aus allen Nähten.

„Diese Therapie hat unsere Arbeit in der Betreuung und die Betreuungssituation unserer Gäste regelrecht revolutioniert.“ 

Einrichtungsleiterin Karin Soukup über das MAKS-Konzept

Rund 60 Tagespflegegäste mit ihren Angehörigen sind gekommen, um fast auf den Tag genau fünf Jahre nach der Eröffnung zu feiern, fröhlich zu ratschen und es sich bei einem Kuchen- und Häppchenbüfett, das Soukups Team vorbereitet hat, gutgehen zu lassen.

Trotz des fordernden Auftakts im Februar 2020 sei es von Anfang an möglich gewesen, wichtige Projekte und Konzepte umzusetzen, hält Soukup in ihrer Rückschau fest. Vor allem die MAKS-Therapie – die Großbuchstaben stehen für die Adjektive motorisch, alltagspraktisch, kognitiv und sozial – hat sich nach ihrer Darstellung mehr als bewährt.

Hinter den Angeboten – BRK-Kollegen in Willmering absolvierten dafür eine entsprechende Ausbildung – verbirgt sich eine nicht-medikamentöse Beschäftigungstherapie für Menschen mit Demenzerscheinungen, bei der alle Sinne aktiviert werden. 

„Diese Therapie hat unsere Arbeit in der Betreuung und die Betreuungssituation unserer Gäste regelrecht revolutioniert“, betont Soukup, die wenige Augenblicke später beispielhaft mit den versammelten Besuchern und ihren Beschäftigten ein Bewegungslied aus dem MAKS-Konzept zum Besten gibt.

Das Team der Tagespflege
Pflegedienstleiterin Karin Soukup (links) dankte ihren Kollegen, dem „besten Mitarbeiter-Team der Welt“, für die engagierte Arbeit (Foto: Frank Betthausen).

Eine enorme Weiterentwicklung sieht die Pflegedienstleiterin außerdem in dem vor etwa eineinhalb Jahren eingeführten Präventionsprogramm „Gutes Sehen in Pflegeeinrichtungen“. Auch hier seien Mitarbeiter – in diesem Fall durch das Blindeninstitut Regensburg/Würzburg – geschult und für die Problematik sensibilisiert worden. 

„Wir haben unsere Einrichtung, wo es möglich war, angepasst – genauso wie das Betreuungsmaterial – und führen bei Bedarf und mit dem Einverständnis der Beteiligten Seheinschätzungen durch“, erläutert sie.

Ein Herzensanliegen ist es ihr an diesem Tag, drei Gäste besonders zu erwähnen und zu ehren. Mit Berta Fischer und Anneliese Scheible sitzen zwei Damen im Raum, die der Willmeringer Tagespflege seit dem ersten Tag die Treue halten. 

Sie erhalten – wie Maria Amberger, die mit ihren 96 Jahren die älteste Besucherin ist – Schokolade und einen Blumengruß.

Für ihre Kollegen – „das beste Mitarbeiter-Team der Welt“ – hat Soukup ebenfalls Süßes und jeweils eine Orchidee mitgebracht. Die Beschäftigen sind – passend zum Valentinstag – alle rot gekleidet.

Das Outfit deckt sich für Soukup mit einem bekannten Leitspruch des Roten Kreuzes: Aus Liebe zum Menschen. „Und das dürfen sie glauben: Diese Liebe zum Menschen treibt uns an“, erklärt die Einrichtungsleiterin, die in ihre Dankesworte die Verantwortlichen der Michael Dankerl Bau GmbH als Hausherr und Vermieter mit einbezieht. 

Immer dann, wenn etwas zu richten sei, kümmere sich Werner Ettl – er ist unter den Ehrengästen – bei der Firma als Ansprechpartner zuverlässig darum. Getreu dem Motto in der Tagespflege: „Geht nicht gibt's nicht“.

„Der Standort Willmering ist immer schon attraktiv gewesen, was die Pflege und die Betreuung betrifft. Ich habe mich ab dem ersten Tag wohl gefühlt.“ 

BRK-Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner

Manfred Aschenbrenner dankt Soukup und „ihrer fachlich kompetenten, motivierten Mannschaft“ in seinem Grußwort für „den nimmermüden Einsatz“ in den zurückliegenden fünf Jahren. „Ihr seid ein einmaliges Team. Ihr habt einen Blick für die Details und ein Gespür für die Gäste“, sagt der BRK-Kreisgeschäftsführer und erinnert an die ersten Gespräche zur Idee einer Senioren-WG und einer Tagespflege, die er vor acht Jahren mit Bürgermeister Hans Eichstetter geführt hatte. 

„Der Standort Willmering ist immer schon attraktiv gewesen, was die Pflege und die Betreuung betrifft. Ich habe mich ab dem ersten Tag wohl gefühlt“, betont Aschenbrenner, für den damals mit der Firma Dankerl als Investor „ein erfolgreiches Dreigestirn“ entstand. „Es hat gepasst und war eine super Chemie.“ 

Heute sei die Tagespflege ein Zentrum in der Gemeinde – ein Ort, an dem sich Senioren sowie pflege- und hilfsbedürftige Menschen wohlfühlten. Dieses Konzept gehe – ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Firma Dankerl – seit 2024 auch in Stamsried auf.

Maria Amberger, älteste Besucherin der Tagespflege
Maria Amberger ist mit ihren 96 Jahren die älteste Besucherin der Tagespflege. Einrichtungsleiterin Karin Soukup überreichte ihr Schokolade und eine Orchidee (Foto: Frank Betthausen).

Werner Ettl, der bei dem Unternehmen aus Zifling die beiden BRK-Einrichtungen in Willmering betreut, überbringt an diesem Freitag die Grüße von Geschäftsführerin Viktoria Dankerl. „Ich denke schon, dass man von einem Erfolgsrezept und einem -konzept sprechen kann“, sagt er mit Blick auf das Betreuungsangebot in der Kommune. 

„Wir möchten uns beim Personal bedanken für den Einsatz, die Unterstützung und die Hilfe. Wenn es nicht da wäre, würde die Tagespflege nicht in dieser Weise laufen“, sagt er.

Bürgermeister Hans Eichstetter bringt in seiner kurzen Rede ebenfalls seine Freude darüber zum Ausdruck, dass sich die Einrichtung trotz des schwierigen Starts etabliert habe. „Wir können sehr zufrieden sein“, sagt er. Die Zusammenarbeit mit dem vor kurzem verstorbenen Seniorchef der Baufirma und dessen Tochter beschreibt er in der Rückschau als unkompliziert. „Es waren bloß zwei längere Gespräche, dann ist die Planung losgegangen“, erzählt er.

Dass das Projekt etwas geworden sei, sei Michael und Viktoria Dankerl zu verdanken. „Es ist genau so geworden, wie wir es uns vorgestellt haben“, meint der Bürgermeister. 

Miteinander alt werden zu können, miteinander Freude zu haben und Geselligkeit zu erleben, „an ein paar Tagen in der Woche einen Lichtblick nach vorne zu haben“: Das sei das Ziel gewesen. „Und wir haben es erreicht“, hält Eichstetter fest.

Ein Blick in den vollen Saal
Der große Aufenthaltsraum platzte bei rund 60 Besuchern – Tagespflegegäste genauso wie Angehörige – aus allen Nähten (Foto: Frank Betthausen).
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