„Die Wasserwacht ist zurück im gesellschaftlichen Leben“

In Waldmünchen, erklärte BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner bei einer großen Feierstunde zum 60-jährigen Bestehen der Ortsgruppe, gebe es eine „hochkompetente, allzeit alarmbereite Mannschaft“, die mit der Zeit gehe. Bürgermeister Markus Ackermann sprach von einer Organisation, die er immer als „äußerst seriösen, besonnenen und soliden Partner“ kennengelernt habe – auch in kommunalpolitisch angespannten Zeiten. Landrat Franz Löffler appellierte mit Blick auf die Arbeit der Ehrenamtlichen an die Eigenverantwortlichkeit der Menschen. „Wir wollen alle Annehmlichkeiten haben, aber wo ist unser eigener Beitrag?“, fragte er.

Von Frank Betthausen

Waldmünchen. Ein Hoch aufs Ehrenamt! Mit einem großen Festabend – musikalisch untermalt von der Gruppe „De kloane Blosmuse“ – hat die Wasserwacht Waldmünchen in der TV-Halle ihr 60-jähriges Bestehen gefeiert. „60 Jahre Wasserwacht – darauf dürfen wir alle sehr stolz sein“, betonte Vorsitzender Andreas Dietl, der sich wie seine Stellvertreterin Stefanie Kurzendorfer darüber freute, viele „Motoren und Aktivposten“ in seiner Ortsgruppe zu haben.

„Die Jubiläumsfeier ist ein Zeichen nach draußen, das in der heutigen Zeit dringend notwendig ist. In einer Gesellschaft, in der die IchIinge immer mehr werden, in der die Ellbogen immer weiter rausgehen und die Arme weniger ausgebreitet werden.“ BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner

Eine ganze Reihe von ihnen erhielt am Samstag für ihr zum Teil jahrzehntelanges Engagement Dankurkunden.

BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner hielt die Festrede. Er äußerte sich erleichtert darüber, dass Dietl und sein Team nach dem verheerenden Brand in der Silvesternacht 2019/2020 in wenigen Wochen ihre neue Wachstation am Perlsee beziehen können. Seit 15. März laufen dort die Bauarbeiten.

Zum traditionellen Seefest am 21. Juli – dem ersten nach langer Corona-Pause – soll die Unterkunft betriebsfertig sein. „Die Wasserwacht Waldmünchen ist damit zurück im gesellschaftlichen Leben der Stadt“, sagte Zellner. Mit der Aussage zielte er auch auf den Umstand ab, dass die Rot-Kreuz-Aktiven dank der neuen Heimat ihre angestammten Wachdienste auf dem Freizeitareal und im AquaFit wieder übernehmen können.

Eine Tatsache, die bei der Fest-Veranstaltung auch die geladenen Vertreter der BRK-Familie im Landkreis, der Einsatzpartner von Feuerwehr, Polizei und DLRG sowie die früheren Vorsitzenden Franz Lüftner, Herwig Lüftner, Klaus Peter Teddy Hiob, Siegfried Wagner und Martin Kolbeck mit kräftigem Applaus quittierten.

Sie alle hatten am Samstagabend die Möglichkeit, sich bei einer Ausstellung in der TV-Halle über die Geschichte der Ortsgruppe zu informieren, die am 23. November 1963 von 52 Frauen und Männern gegründet worden war. Die Schau aus alten Fotos und Zeitungsartikeln hatten die Mitglieder der Vorstandschaft mit viel Aufwand und Liebe zum Detail vorbereitet.

Theo Zellner wertete die Jubiläumsfeier in seinem Redebeitrag „als Zeichen nach draußen“, das in der heutigen Zeit dringend notwendig sei. „In einer Gesellschaft, in der die IchIinge immer mehr werden, in der die Ellbogen immer weiter rausgehen und die Arme weniger ausgebreitet werden“, wie er kritisierte.

Der Bad Kötztinger dankte der Kommunalpolitik für die „stete Unterstützung“, die das Bayerische Rote Kreuz erfahre. Sie sei ganz, ganz wichtig. Denn: Es gebe immer wieder Menschen, die glaubten, dass das Rote Kreuz „etwas ist, das staatlich verordnet ist“. Es gebe ein Rettungsdienstgesetz, ja. „Aber letztendlich definieren wir uns alle über das Ehrenamt“, betonte der langjährige BRK-Präsident.

Wasser und seine zerstörerische Wucht

Wer über die Wasserwacht im Landkreis spreche, sagte Zellner, habe schon immer Waldmünchen vor sich. Über ihre Arbeit sei die Ortsgruppe, die zum Jahreswechsel 536 Mitglieder hatte – darunter 97 Kinder und Jugendliche – mitten im kommunalen Geschehen verankert.

In der Trenck-Stadt, erklärte Zellner, gebe es eine „hochkompetente, allzeit alarmbereite Mannschaft“, die mit der Zeit gehe und sich den immer komplexer werdenden Anforderungen an ihre Tätigkeit stelle.

Der Kreisvorsitzende sprach in diesem Zusammenhang nicht nur den Freizeitwert an, den Wasser habe, sondern auch seine zerstörerische Wucht. „Es kann alles niederwerfen: Gebäude, Dörfer, Existenzen“, sagte der Ex-Präsident und erinnerte an die Katastrophe im Ahrtal genauso wie an die Hochwasser-Ereignisse in Simbach und Deggendorf oder im August 2002 im Landkreis Cham.

„Die Bilder, die ich bisher von den Containern und den Arbeiten gesehen habe, machen Lust auf den Sommer.“ BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner

Auch schwere Badeunglücke machten klar: „Wasser ist nichts, was nur Romantik vermittelt.“ Da sei es ein Segen, dass es seit 60 Jahren die Wasserwacht in Waldmünchen gebe, die den BRK-Kreisverband Cham mittrage.

Dessen Verantwortliche hätten nach den Geschehnissen in der Silvesternacht 2019/2020, als die Wachstation am Perlsee niederbrannte, mit den Aktiven vor Ort mitgelitten.

Umso größer sei heute die Freude darüber, dass seit Mitte März an der neuen Unterkunft gebaut werde. „Es war ein Geduldsspiel“, sagte Zellner, das sich durch die Pandemie, Gesetzesänderungen für Strandbäder und öffentliche Badestellen und Eigentümerwechsel am Perlsee verschärft habe. Aber: „Die Bilder, die ich bisher von den Containern und den Arbeiten gesehen habe, machen Lust auf den Sommer.“

Bürgermeister Markus Ackermann bezeichnete die Ortsgruppe in seinem Grußwort als „Institution“ für Waldmünchen und die gesamte Region. „Eine Organisation wie die Wasserwacht Waldmünchen mit so vielen treuen Mitgliedern über all die Jahrzehnte hinweg ist für uns ein extrem wichtiger Baustein“, sagte er.

Es sei beeindruckend, was in all den Jahrzehnten passiert sei – aus einfachsten Verhältnissen heraus. Die Wasserwacht habe „echte Säulen“ in punkto Sicherheit am Wasser geschaffen.

Ein Lob für die Sachlichkeit

Was die Wasserwacht in Besonderem trage und ausmache, sei der unglaubliche Team- und Mannschaftsgeist. „In all den Jahren, die ich jetzt Kontakt mit euch habe, ist das spür- und greifbar“, meinte Ackermann.

Er habe die Organisation bei all dem auch immer als „äußerst seriösen, besonnenen und soliden Partner“ kennengelernt – nicht zuletzt in Zeiten, die mit dem Bürgerentscheid rund um die AquaFit-Sanierung nach seiner Darstellung kommunalpolitisch angespannt waren.

„Hier wurde sachlich und mit Sachargumenten an das Thema herangegangen – nicht über die Stimmungsschiene“, erklärte das Stadtoberhaupt.

Landrat Franz Löffler bescheinigte der Wasserwacht bei seinem Heimspiel in Waldmünchen „perfekte Arbeit“.

„Haben wir nicht mit dem ganzen Tun auch ein Stück weit dazu beigetragen, dass die Gesellschaft sogar Ansprüche ableitet und selber für gar nichts mehr verantwortlich ist?" Landrat Franz Löffler

Die ehrenamtlichen Wasserretter sah er als einen Garanten für Sicherheit und Lebensqualität.

In Anspielung auf die professionellen freiwilligen Leistungen, die für viele in der heutigen Wohlstandsgesellschaft selbstverständlich seien, meinte der Politiker: „Mich bewegt die Frage: Wie geht die Allgemeinheit damit um? Oder anders herum gesagt: Haben wir nicht mit dem ganzen Tun auch ein Stück weit dazu beigetragen, dass die Gesellschaft sogar Ansprüche ableitet und selber für gar nichts mehr verantwortlich ist?“

Als ein Beispiel zog Löffler die von Theo Zellner genannte Entwicklung heran, dass immer weniger Mädchen und Jungen schwimmen könnten. „Warum lernen denn Eltern den Kindern das nicht? Wir wollen alle Annehmlichkeiten haben, aber wo ist unser eigener Beitrag?“, fragte das Landkreis-Oberhaupt.

Der Einzelne, kritisierte er, habe heutzutage nichts mehr zu verantworten. Und er erklärte: „Diese Ausgewogenheit hat eine Unwucht bekommen.“

Alles andere als nur an sich dachten am Samstag die Mitglieder der FFW Waldmünchen. Sie kümmerten sich in der TV-Halle um den Getränke-Ausschank und servierten die Bestellungen an den Tischen. „Wir werden uns dafür natürlich revanchieren, wenn ihr uns braucht“, kündigte Wasserwacht-Vorsitzender Andreas Dietl an, der auch der Metzgerei Ruhland dankte.

Sie hatte – wie seit Jahren beim Seefest – das Festessen geliefert. Als Gastgeschenk für die Gäste hatten seine Mannschaft und er Jubiläums-Bierkrüge vorbereitet, die am Ausgang zur Mitnahme bereitstanden.

Von ihrem ursprünglichen Plan, an dem Jubiläumsabend verdiente Mitglieder mit den Wasserwachts-Medaillen in Bronze, Silber und Gold auszuzeichnen, Ehrennadeln in Silber und Gold zu vergeben und drei Ehrenmitglieder zu ernennen, musste die Ortsgruppe kurzfristig abrücken.

Durch unglückliche Umstände hatten die zuständigen überregionalen Gremien nicht rechtzeitig über die Anträge aus Waldmünchen entschieden. So blieb es in der Festhalle vorerst bei der Übergabe von Dankurkunden des Kreisverbands, für die BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner, Armin Schlüter, der Vorsitzende der Kreis-Wasserwacht Cham, und Ortsvorsitzender Andreas Dietl verantwortlich zeichneten.

 

Diese Aktiven, deren Ehrung nachgeholt werden soll, erfuhren eine Danksagung:

  • Als Ehrenmitglieder sind vorgesehen: Renate Lüftner, Herwig Lüftner und Franz Lüftner.
     
  • Das Ehrenabzeichen in Gold sollen erhalten: Siegfried Wagner und Peter Bart.
     
  • Das Ehrenabzeichen in Silber sollen bekommen: Anton Bauer und Manfred Weichs.
     
  • Die Wasserwachts-Medaille in Gold ist angedacht für: Stefan Bierl, Sigrid Frei, Siegfried Hutterer, Walter Kinach, Stefanie Kurzendorfer, Manuel Malterer, Nikolai Plötz, Hilde Wagner, Jürgen Weingärtner und Angelika Zistler.
     
  • Über die Wasserwachts-Medaille in Silber sollen sich freuen: Andreas Dietl, Günter Dietl, Hans Faltenbacher, Sascha Fiedler, Sebastian Frei, Harald Gruber, Manfred Haller, Ingrid Haller-Weichs, Klaus Hetzl, Michaela Hutterer, Barbara Kolbeck, Martin Kolbeck, Melanie Kurzendorfer, Sabrina Liegl, Annalena Dietl, Michael Ruhland, Florian Schnagl, Sonja Stelzer, Christian Trägler, Martina Trägler, Daniel Vitzthum, Johann Bierl, Annika Vogl, Helga Obergaßner, Hildegard Kurzendorfer, Heinrich Kurzendorfer und Dr. Tanja-Karola Beikler.
     
  • Die Wasserwachts-Medaille in Bronze soll nachgereicht werden an: Anette Bierl, Tanja Bierl, Sophia Heimerl, Kerstin Malterer, Sophia Meier, Verena Rädlinger, Andreas Schnagl und Dominik Vachal.