Die BRK-Senioren in Roding freuen sich über neue Gäste. Das wöchentliche Angebot richtet sich an alle, die gerne spielen und regelmäßig unter die Leute kommen wollen. „Gerade im zunehmenden Alter sind soziale Kontakte extrem wichtig, um einer Vereinsamung entgegenzuwirken. Hier sind unsere Betreuer-Damen eine wichtige Stütze“, betont BRK-Referatsleiter Stefan Raab.
Von Frank Betthausen
Roding. Margarita Kubat, die Leiterin der BRK-Senioren in Roding, und ihre Mitstreiterinnen haben auch nach vielen Jahren Riesenfreude an ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Allerdings kämpfen sie mit einem Vorurteil, das sie dringend entkräften wollen. Dem, dass die wöchentlichen Treffen der Gruppe im Rot-Kreuz-Haus nur etwas für steinalte Leute seien… Dem sei absolut nicht so. Jeder, der in geselliger Atmosphäre bei Spielen, Kaffee und guter Unterhaltung ungezwungene Stunden verbringen wolle, sei herzlich willkommen, sagt Kubat.
„Es ist einfach schön, helfen zu können und dafür etwas zurückzubekommen.“
Margarita Kubat
Und zwar unabhängig davon, ob er 50 sei oder 85, aus Roding stamme oder nicht! „Ich bin zugezogen. Ich habe das gelesen und ich spiele leidenschaftlich gerne – seitdem komme ich jede Woche“, ergänzt eine der Besucherinnen, die mit ihrer Bekannten am Spieletisch Platz genommen hat.
Seit 41 Jahren gibt es in der Stadt – immer dienstags zwischen 13 und 16.30 Uhr – das besondere Angebot unter dem Dach des BRK. Ältere Bürger erhalten bei den Zusammenkünften die Gelegenheit, unter Leute zu kommen – und nicht zuletzt Alleinstehende haben dort die Chance, ihrer Einsamkeit den Rücken zu kehren.
„Man braucht auch nicht Mitglied sein beim BRK“, erläutert Margarita Kubat und entkräftet ein zweites Ammenmärchen. Das Rote Kreuz stelle zwar für die Nachmittage seine Räume kostenlos zur Verfügung. „Aber wir sind ein Treffpunkt für alle“, sagt die Leiterin, die ihre Aufgabe einst von der mittlerweile verstorbenen Rosina Pohl übernommen hatte.
„Ja, wir nehmen Männer auch“
Als sie vor 23 Jahren damit begann, sich in der Senioren-Betreuung zu engagieren, kamen noch bis zu 35 Personen zu den abwechslungsreichen Dienstagsrunden. Die Treffen waren für viele gesetzt, die Teilnehmer fieberten der Fahrt zum Rot-Kreuz-Haus regelrecht entgegen… Sogar einen Männertisch, an dem die Schafkopfkarten flogen, gab es damals noch. „Ja, wir nehmen Männer auch“, sagt Betreuerin Sabine Pusl schmunzelnd und zielt darauf ab, dass die Damen inzwischen unter sich bleiben.
So, wie der Kreis überhaupt deutlich kleiner geworden ist. Vor allem durch die Pandemie, als das ehrenamtliche Engagement durch die engen Vorgaben der Behörden ruhen musste. Margarita Kubat versuchte zwar über lange Zeit hinweg, telefonisch Kontakt zu den gut 20 Senioren zu halten, die bis zum Frühjahr 2020 noch in die Paul-Gerhardt-Straße kamen. Aber: Corona bedeutete trotzdem einen harten Einschnitt.
So mancher treue Besucher blieb danach altersbedingt weg, von einigen Gästen mussten Kubat und ihre Helferinnen für immer Abschied nehmen. Heute sind es nur mehr sechs bis sieben Personen, die regelmäßig vorbeischauen und sich bei Rommé oder Rummikub – natürlich dürfen Spiele von zu Hause mitgebracht werden – vergnügen. „Die Kaffeetafel wird immer schnell abgedeckt, damit sie zum Spielen kommen“, erzählt Kubat.
Ein Lob für das Miteinander und den Kuchen
Dass ihr Team mit dem Ende der Pandemie fast schon um jeden neuen Gast kämpfen muss, tut ihr weh. „Es gibt bestimmt so viele in Roding, die allein sind. Sie dürfen einfach vorbeikommen! Es ist keine Verpflichtung, jeder kann kommen, so oft und wann er will“, richtet sie einen Appell an die Öffentlichkeit.
Der Zusammenhalt in der Runde sei hervorragend, das Miteinander mit dem Rettungsdienst und der BRK-Tagespflege im selben Gebäude harmonisch, freut sie sich. Einen vergleichbaren Treffpunkt in diesem wöchentlichen Rhythmus gebe es sonst nirgendwo in Roding. „Und die Damen backen immer super Kuchen“, sagt Kubat.
Ein ganzes Torten-Buffet wird normalerweise zum Muttertag aufgebaut. Fasching wird bei den Rodinger BRK-Senioren ebenfalls ausgiebig gefeiert – und zum Nikolaustag und bei der Weihnachtsfeier gibt es Stollen und Punsch. Vor der Pandemie stand einmal im Jahr – meist im September – ein Halbtagesausflug auf dem Programm.
Nachlassen wollen Kubat und ihre Betreuer-Kolleginnen nicht in diesem Eifer. Dafür erleben sie ihre Tätigkeit selbst als viel zu erfüllend. „Die Arbeit gibt mir sehr viel“, sagt Kubat, die vor 50 Jahren aus Hessen hierherkam und im fernen Roding durch ihren Dienst an den älteren Mitbürgern ein Stück weit das Gefühl hatte, „etwas für ihre Eltern zu tun“. Es sei einfach schön, helfen zu können und dafür etwas zurückzubekommen.
„Man kommt selbst einmal alle vier Wochen einen Nachmittag raus. Man ist unter Leuten – und das tut gut.“
Gudrun Steinicken
Anni Fischer sieht es genauso. „Man bekommt mehr Dank, als wenn man richtig arbeiten würde“, beschreibt die Mitarbeiterin ihre Erfahrungen. Gudrun Steinicken hat den Kreis immer als „eine große Familie“ erlebt. Noch dazu ist sie emotional besonders eng mit ihrer Aufgabe verwoben. Ihre Mutter war von Beginn an bei den BRK-Senioren mit von der Partie.
Als Steinicken in Rente ging, erklärte sie sich bereit, sich weiter in der Gemeinschaft einzubringen. „Man kommt selbst einmal alle vier Wochen einen Nachmittag raus. Man ist unter Leuten – und das tut gut“, sagt sie. Und ist dabei mit Sabine Pusl in bester Gesellschaft. Auch sie engagiert sich seit ihrem Ruhestand für den BRK-Treffpunkt, weil es ihrer Mutter dort so gut gefallen habe.
Margarita Kubat und ihre Mitstreiterinnen haben auch nach vielen Jahren Riesenfreude an ihrem Freizeit-Job – das ist mit jedem Satz, der ihnen über die Lippen geht, zu spüren. Jetzt fehlt es nur mehr an ein paar entschlossenen, spielebegeisterten Rodingern, die sich den BRK-Senioren anschließen wollen…
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