Nach eineinhalb Jahren sieht er „in einigen Bereichen etwas wachsen"

Andreas Nöth zieht als Beauftragter für das Betriebliche Gesundheitsmanagement beim BRK Cham eine Zwischenbilanz. Eine der wichtigsten Botschaften ist für ihn: Es ist oft nicht der Yogakurs oder der Apfelkorb, den sich die Kollegen wünschen. Es ist das allgemeine Miteinander, das zählt. Ganz viel liegt für ihn am aktiven Nachfragen bei den Führungskräften und den Beschäftigten. „Wenn ich das nicht tue, kann ich ins Programm aufnehmen, was ich will. Da müsste ich schon wirklich viel Glück haben, dass ich genau das Angebot erwische, an dem sich dann auch viele Leute beteiligen“, sagt er.

Von Frank Betthausen

Andreas, Du gehst ab Juni zwei Monate in Elternzeit. Wenn Du zurückkehrst, bist Du seit eineinhalb Jahren beim BRK tätig. Wie fällt Dein Fazit beim Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement für diese Zeit aus?

Andreas Nöth: Grundsätzlich sehr positiv! Ich glaube, wir haben einiges bewegen können. Man merkt natürlich: Wir sind ein großes Schiff mit vielen Bereichen und Mitarbeitern. Da brauchen die Dinge eine gewisse Zeit. Aber dort, wo wir begonnen und die ersten Vorhaben auf den Weg gebracht haben, sieht man etwas wachsen. Das gilt nicht nur für den Ernährungsbereich, in dem wir einiges angestoßen haben, sondern auch für die Organisationsstruktur.

„Der Weg beginnt bei der Geschäftsführung und setzt sich über die Referatsleiter bis hin zu den jeweiligen Einrichtungs-, Pflegedienst- oder Wachleitungen fort. Da muss das Thema BGM mit all seinen Facetten ankommen.“ Andreas Nöth, BGM-Beauftragter beim BRK Cham

Das ist eines der größten Themen, bei dem wir immer wieder hören, dass wir uns weiterentwickeln können. Und, ja, das war eine wichtige Erkenntnis – dass es eben oft nicht der Yogakurs oder der Apfelkorb ist, den sich die Kollegen wünschen. Es ist das allgemeine Miteinander, das zählt.

Eigentlich kein Wunder bei der Fülle an Zeit, die wir jeden Tag in der Arbeit verbringen…

Andreas Nöth: Stimmt! Da müssen die grundlegenden Bedingungen passen. Ist das der Fall, kann ich den Beschäftigten zusätzliche Angebote unterbreiten. An diesen Stellen merkt man, dass sich einiges tut. Vor diesem Hintergrund bin ich beispielsweise sehr froh, dass wir zweimal im Jahr BGM-Schulungen für unsere Führungskräfte anbieten können – und zwar voll im Sinne der Personalentwicklung. Hier sehe ich uns auf einem sehr guten Weg – auch und gerade, weil die Kollegen der einen Einrichtung immer wieder von den Mitarbeitern eines anderen Hauses profitieren und sich Ideen abschauen können.

Sprich: Du arbeitest quasi „von oben nach unten“?

Andreas Nöth: Ja! Ich bin der Meinung, dass die wichtigste Aufgabe immer die Vorarbeit ist. Mir bringt es nichts, wenn ich in eine Einrichtung gehe und sage: Leute, morgen machen wir eine Befragung, nächste Woche hole ich die Bögen ab, wir schauen uns die Ergebnisse an und machen uns an die Umsetzung.... Der Weg beginnt bei der Geschäftsführung und setzt sich über die Referatsleiter bis hin zu den jeweiligen Einrichtungs-, Pflegedienst- oder Wachleitungen fort. Da muss das Thema BGM mit all seinen Facetten ankommen. Es kann immer nur von oben nach unten funktionieren. Diese Arbeit nimmt aktuell sicher 70 Prozent meiner Zeit in Anspruch – nicht zuletzt, weil es für die Schulungen und Präsentationen viel vorzubereiten gilt.

Wobei Du deswegen mit Sicherheit nichts von oben herab verordnen würdest, oder?

Andreas Nöth: Nein, ich bin überzeugt davon, dass ganz viel am aktiven Nachfragen bei den Führungskräften und den Beschäftigten liegt. Wenn ich das nicht tue, kann ich beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement ins Programm aufnehmen, was ich will. Da müsste ich schon wirklich viel Glück haben, dass ich genau das Angebot erwische, an dem sich dann auch viele Leute beteiligen. Da sind wir jederzeit offen für Vorschläge und Initiativen aus der Belegschaft.

Du hast im vergangenen Jahr neben Rabatt-Aktionen für Rot-Kreuz-Mitarbeiter in Fitnessstudios und Freibädern einiges in Sachen Ernährung angestoßen. Du hattest es bereits erwähnt. Was ist da Stand der Dinge?

Andreas Nöth: Wir haben mittlerweile zwei verschiedene Konzepte, die wir je nach Bedarf anbieten können – beide in Zusammenarbeit mit der Further Diätassistentin Annika Bosek.

„Es ist immer spannend, zu sehen, welche Themen die Mitarbeiter beschäftigen und wie sie sich in den persönlichen Anliegen voneinander unterscheiden – auch wenn die Beschäftigten alle aus einer Berufsgruppe kommen.“ Andreas Nöth, BGM-Beauftragter beim BRK Cham

Das erste, ein Pilotprojekt aus unserer Einrichtung in der Drachenstich-Stadt, nennt sich „Mein Körper – Mein Essen“. Es besteht aus Einzelgesprächen mit einer Körperanalyse und Gruppen-Workshops. Hier liegt der Fokus auf jedem Mitarbeiter für sich. Neu ist das Projekt „Mein Arbeitsplatz – Mein Essen“. Der Schwerpunkt liegt hier darauf – abermals gefördert durch die Techniker Krankenkasse –, Netzwerke in Form von Workshops zu schaffen, deren Themen die Teilnehmer selbst bestimmen. Das Konzept umfasst beispielsweise die Ausbildung von Multiplikatoren, also eines Gesundheitsexperten pro Einrichtung. Bei Projekt zwei richten wir unser Augenmerk ganz klar auf die Verhältnisprävention. Will heißen: Es wird mehr an den Strukturen vor Ort gearbeitet als direkt „an den Teilnehmern“. Ziel ist es, eine möglichst hohe Nachhaltigkeit zu erreichen – für den Tag, an dem das Projekt endet.

Und was läuft hier gerade konkret in den BRK-Häusern?

Andreas Nöth: Auf der Pflegestation in Roding hat am 6. März mit den Körperanalyse-Messungen das Ernährungsprojekt eins begonnen. Dort sind wir dank der Förderung der Techniker Krankenkasse in die zweite Runde gestartet. Von knapp 40 Mitarbeitern haben 24 daran teilgenommen – was bei diesem sensiblen Thema wirklich ein sehr, sehr guter Wert ist. Ähnlich wie 2023 in Furth im Wald, wo wir auch einen großen Hype hatten. Am 11. April hat in Roding der Gruppenworkshop stattgefunden, der ebenfalls sehr gut besucht war.

Was kommt da so zurück von den Kollegen?

Andreas Nöth: Es ist immer spannend, zu sehen, welche Themen die Mitarbeiter beschäftigen und wie sie sich in den persönlichen Anliegen voneinander unterscheiden – auch wenn die Beschäftigten alle aus einer Berufsgruppe kommen. Das ist tatsächlich ein Mehrwert: Dass wir nicht mit vorgefertigten Themen in den Workshop gehen, sondern die Kollegen fragen, was ihnen individuell auf der Seele liegt. In Furth hat mittlerweile die zweite Runde unseres Projekts „Mein Körper – mein Essen“ begonnen. Und: Dort sind wir parallel mit dem zweiten Projekt gestartet, in dem es, wie geschildert, vor allem um die Frage geht, was man tun kann, um die Strukturen vor Ort nachhaltig positiv zu beeinflussen und das Ganze – sicher so etwas wie die Königsdisziplin – fest in den Einrichtungen zu integrieren.

Auch hier waren wir mit der Resonanz auf den Auftakt wirklich zufrieden. Aktuell stecken wir in den Vorbereitungen dafür, die beiden Ernährungsprojekte auf unsere Kindertagesstätten auszuweiten.

Um welche Schwerpunkte hast Du dich zuletzt darüber hinaus gekümmert?

Andreas Nöth: Sicherlich ist das Ernährungsprojekt im Moment sehr konkret. Es ist jedoch nicht so, dass es einen Großteil meiner Arbeitszeit beansprucht, weil der wichtigste Part bei unserer Referentin liegt. In der Phase, in der wir das Konzept erstellt haben, war das Ganze für mich wesentlich arbeitsintensiver. Aktuell ist der Schwerpunkt der BGM-Arbeit bei den Mitarbeiter-Befragungen angesiedelt, die wir angestoßen haben, beziehungsweise auf der Arbeitsplatz-Analyse. Die offizielle Bezeichnung lautet „Psychische Gefährdungsbeurteilung“. Hierbei geht es nicht um den Menschen oder Mitarbeiter an sich, sondern darum, die Arbeitsbedingungen anzuschauen und einzuordnen, wo Gefährdungspotenziale sind. Ein weiterer großer Teil ist der Bereich des Betrieblichen Eingliederungs-Managements, in dem viel Informationsbedarf besteht. Hier führen wir eine Reihe an Gesprächen, bei denen es darum geht, zusammen mit den jeweiligen Beschäftigten gute Lösungen zu finden.

Vielen Dank für das Gespräch, Andreas, und alles Gute Dir für die Elternzeit!