Andreas Nöth arbeitet seit 1. Februar als Beauftragter für das Betriebliche Gesundheitsmanagement beim BRK Cham. Der 33-Jährige, der aus Rimbach stammt und in Bad Kötzting lebt, setzt auf Kommunikation und darauf, die Beschäftigen mit einzubinden. Nach einer Kennenlernphase und einer Rundreise durch alle Rot-Kreuz-Einrichtungen im Landkreis Cham startet er mit seinen Planungen voll durch. Im Sommer 2024 soll es Vergünstigungen für BRK-Beschäftigte geben – etwa beim Eintritt in Freibäder oder zu den Festspielen der Region. Am 11. September steht der Auftakt für eine Fitnessstudio-Kampagne in Nöths Kalender – und auch Führungskräfteschulungen sind heuer noch vorgesehen.
Von Frank Betthausen
Andreas, Du bist seit Februar als Beauftragter für das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) beim BRK in Cham. Das erste halbe Jahr liegt hinter Dir. Welches Fazit ziehst Du?
Andreas Nöth: Der Anfang war sehr ungewohnt. Ich war früher durch meinen Job wirklich immer unterwegs und in Bewegung. In den ersten zwei, drei Wochen beim BRK – in der Kennenlern- und Einarbeitungsphase, in der ich in erster Linie Unterlagen gesichtet und mich mit Abläufen vertraut gemacht habe – war für mich nur Büro angesagt. Das war schon eine krasse Umstellung. Aber es hat sich schnell eingespielt. Auch weil bald die ersten Termine kamen und ich wieder draußen war. Das ist für mich nämlich schon ein Anspruch: viel in den Einrichtungen, bei den Leuten und bei den Mitarbeitern zu sein! Das ist das, was mir Spaß macht.
„Mein Ziel ist es, so viele Freizeit-Aktivitäten wie möglich mit einzubauen – und bestenfalls haben sie natürlich immer mit Bewegung und Gesundheit zu tun. Wenn Mitarbeiter dazu Vorschläge haben, können sie sich gerne bei mir melden.“
Andreas Nöth, BGM-Beauftragter beim BRK-Kreisverband Cham
Wenn dich ein Freund fragt: Was machst Du da eigentlich beim BRK? Wie erklärst Du ihm Deinen Job?
Andreas Nöth: Das ist spannend, weil sich kein Mensch so richtig vorstellen kann, was BGM eigentlich ist. Da kommen gerne Missverständnisse auf. Das große BGM-Verständnis ist immer: Dass da einer rumläuft und Leute zum Sport animiert und vielleicht mal einen Obstkorb aufstellt. Ich sage es so: Ich bin für die Mitarbeiter-Gesundheit zuständig und schaue darauf, dass es den Beschäftigten gutgeht. Das ist eine umfassende Aufgabe, zu der sehr, sehr viel dazugehört. Natürlich ist dabei die körperliche Gesundheit mit viel Bewegung und Ernährung wichtig. Aber es sind halt auch viele andere Dinge, die da mit hineinspielen, etwa die Arbeitsorganisation, Arbeitsinhalte oder die mentale Gesundheit. Wie sinnvoll ist ein Nordic-Walking-Kurs, wenn du im Moment ganz andere Sorgen hast? Es muss eben passen – und dazu muss genau hingeschaut werden.
Was waren Deine ersten Projekte?
Andreas Nöth: Die ersten Wochen beim BRK und meine ersten Besuche in den Einrichtungen dienten vor allem dem Kennenlernen. Das hat sich über gut vier Monate erstreckt. Die „Rundreise“ hat mir gezeigt, wie vielschichtig der Kreisverband ist und wie viele kleinere Einrichtungen es auch gibt. Und ich habe gesehen, wie groß dieser „Betrieb“ ist. Da merkst du, so motiviert du bist, dass dir ein „Schnell-Schnell“ nichts bringt, sondern dass es für bestimmte Themen und Entwicklungen Zeit braucht. Allein, wenn es darum geht, für ein Vorhaben alle an einen Tisch zu bekommen und eine Lösung zu finden, hinter der alle stehen können.
Du planst eine Rabattaktion für Freibäder. Was hast Du da genau im Auge?
Andreas Nöth: Das ist etwas, das für nächstes Jahr vorgesehen ist. Ich wollte aber heuer noch den Startschuss setzen, um das rechtzeitig in trockene Tücher zu bringen. Die Idee hinter dem Ganzen ist eine Art Sommer-Aktion, in die verschiedene Dinge einfließen – unter anderem eben Rabatte für BRK-Mitarbeiter in Freibädern. Oder auch bei Festspielen! Mein Ziel ist es, so viele Freizeit-Aktivitäten wie möglich mit einzubauen – und bestenfalls haben sie natürlich immer mit Bewegung und Gesundheit zu tun. Wenn Mitarbeiter dazu Vorschläge haben, können sie sich gerne bei mir melden. Für den Herbst habe ich eine Rabatt-Aktion mit Fitnessstudios in Planung, die am 11. September starten wird.
Wie gesund sind die Mitarbeiter beim BRK?
Andreas Nöth: Das ist eine interessante Frage, die schon einmal damit beginnt, was Gesundheit ist (lacht). Aber im Ernst: Natürlich waren die letzten Jahre extrem von der Belastung her – gerade in der Pflege, in der wir viele Mitarbeiter haben. Und das gilt sowohl für die körperliche als auch die psychische Belastung! Ein anderer Punkt sind die Kindergärten: Wir haben hier eine enorme Nachfrage nach Plätzen und einen beachtlichen Zuwachs bei der Zahl unserer Einrichtungen. Da ist ebenfalls viel Bedarf da – wenn auch in einer ganz anderen Richtung als in der Pflege. Oder auch im Rettungsdienst! Dort hast du komplett andere Welten mit anderen Altersstrukturen, Geschlechterverteilungen und Teams. Von daher ist das auch immer eines der Hauptanliegen von BGM – dass man nicht einheitlich allen etwas draufpackt, sondern es sich vor Ort erst einmal genau anschaut und analysiert. Die Frage, wie gesund die Mitarbeiter beim BRK Cham sind, ist also nicht pauschal zu beantworten. Sicher ist: Es gibt in allen Bereichen viele verschiedene Ansatzmöglichkeiten.
Ein großer Wurf war seit Ende Mai das Ernährungs-Projekt „Mein Körper – Mein Essen“ im Pflegezentrum in Furth im Wald. Die selbstständige Diätassistentin Annika Bosek begleitet die Belegschaft dort auf ihrem Weg zu einem gesünderen Lebensstil…
Andreas Nöth: Ja, das Ernährungsprojekt in Furth im Wald wurde von den Mitarbeitern so extrem gut angenommen, dass alle überrascht waren. Der Plan wäre, das nicht nur in Furth umzusetzen, sondern es auch in anderen Einrichtungen anzubieten, wo Bedarf besteht. Ich finde es jedenfalls schon einmal gut, dass wir eine Ansprechpartnerin im Ernährungsbereich haben, die mit den Mitarbeitern gut kann und keinen 08/15-Vortrag hält, den die Leute nach einem Tag wieder vergessen haben. Noch dazu ist Annika Bosek von hier und hat eine Verbindung zum BRK, weil sie ehrenamtlich bei der Bergwacht Furth im Wald aktiv ist. Ich freue mich schon auf neue Projekte mit ihr und der Techniker Krankenkasse. Das Projekt in Furth war ein super Startschuss, aber neue Konzepte sind bereits in Planung.
„Das Ziel liegt vor allem darin, bei allen Mitarbeitern ein ähnliches Verständnis für Gesundheit bei der Arbeit zu entwickeln und durch anschließende Befragungen den Bedarf für zukünftige Projekte zu ermitteln.“
Andreas Nöth, BGM-Beauftragter beim BRK-Kreisverband Cham
Wo willst Du hin mit Deinem BGM beim Kreisverband?
Andreas Nöth: Es gibt mehrere Ziele. Was wir uns für dieses Jahr auf alle Fälle noch vorgenommen haben, sind Führungskräfte-Schulungen. Vor Corona gab es das schon einmal mit einem Gesundheitstag im Sinocur in Bad Kötzting. Damals war aber nur die Pflege mit dabei. Diesmal holen wir die Kindergärten und den kompletten Rettungsdienst mit ins Boot. Das Ziel dabei liegt vor allem darin, bei allen Mitarbeitern ein ähnliches Verständnis für Gesundheit bei der Arbeit zu entwickeln und durch anschließende Befragungen den Bedarf für zukünftige Projekte zu ermitteln. Ein weiteres großes Anliegen ist es mir, die Kommunikation weiter auszubauen. Ein Teil davon wird ein Newsletter sein, der alle drei oder vier Monate erscheinen soll. Ansonsten versuche ich nach und nach, die Angebote auszubauen – und zwar möglichst breit, damit sich jeder das Passende aussuchen kann. Umgekehrt wird und muss es so sein, dass bei den Beschäftigten immer bestmöglich nachgefragt wird und sie den Entscheidungsprozess mitgestalten, wenn es um gewisse Maßnahmen und Konzepte geht – um nicht nach dem Gießkannen-Prinzip alles nur auszuschütten, sondern um den Bedürfnissen der Mitarbeiter gezielt Rechnung zu tragen. Wenn wir es schaffen, dass wir die Mitarbeiter miteinbeziehen, transparent kommunizieren und uns bei den Projekten, so gut es geht, an den individuellen Bedürfnissen orientieren, sind wir auf einem guten Weg zu einer gesunden Unternehmenskultur.
Zur Person: Andreas Nöth
Schule: Andreas Nöth ist 33 Jahre alt. Er kam in Bad Kötzting zur Welt, wo er heute auch lebt. Aufgewachsen und zur Schule gegangen ist er in Rimbach. Nach dem Abitur am Benedikt-Stattler-Gymnasium ging er zwei Jahre zur Bundeswehr.
Studium: Im Anschluss trat er ein Lehramtsstudium in Regensburg an, brach es aber kurz vor dem Staatsexamen ab und orientierte sich neu. „Ich habe damals gemerkt, dass der Weg doch nicht der für mich war, den ich wirklich wollte – und ich bereue meine Entscheidung bis heute nicht“, sagt er.
Freude: Trotzdem war ihm klar, dass er im Bildungsbereich arbeiten und mit Menschen zu tun haben wollte. „Ich hatte eigentlich schon immer Freude daran, den Menschen etwas beizubringen. Ich war Snowboard-Lehrer genauso wie Kanu-Guide“, erzählt er.
Sport: Bei seinen sportlichen Interessen war es wenig verwunderlich, dass er sich in dieser Richtung weiterentwickelte. So arbeitete er als Fitnesstrainer im Fitness- und Gesundheitsstudio FIT IN in Blaibach und nahm ein Duales Studium zum Bachelor im Gesundheitsmanagement auf, das er im März 2022 abschloss.
Wechsel: Als sich zeigte, dass ihm die Unternehmensgröße seine Wunschtätigkeit im Betrieblichen Gesundheitsmanagement unmöglich machte, bewarb er sich beim BRK in Cham und heuerte dort im Februar als BGM-Beauftragter an.