Der 1. Januar 2024 ist für das BRK Cham ein besonderes Datum: Seit diesem Tag steht – vorerst als zweijähriges Pilotprojekt – täglich von 8 bis 20 Uhr ein Rettungswagen als sogenannter Flexi-RTW bereit, um die Notfallversorgung in der Region zu verbessern. Am Hauptstandort Falkenstein wurde das Fahrzeug am Dienstag kirchlich geweiht. Die geladenen Gäste bekamen einen kleinen Einblick in das bisherige Einsatzgeschehen.
Von Eva Rothmeier
Falkenstein. Es war ein besonderer Anlass, zu dem das BRK Cham um Kreisvorsitzenden Theo Zellner am Dienstagabend nach Falkenstein geladen hatte. Wie besonders, das zeigte schon die Zahl der anwesenden Gäste. Neben zahlreichen Vertretern des Kreisverbands und der involvierten Feuerwehren waren auch die stellvertretende Landrätin Dr. Johanna Etti und sämtliche Bürgermeister der beteiligten Kommunen gekommen, um der kirchlichen Weihe des flexiblen Rettungswagens beizuwohnen und zu erfahren, wie das Fahrzeug sich in den ersten Monaten bewährt hat.
„Unser Ziel ist es, eine Lücke in der Versorgung zu schließen und die Zwölf-Minuten-Hilfsfrist in den genannten Bereichen einzuhalten. Wer Hilfe braucht, soll diese auch schnellstmöglich bekommen.“
BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner
„Wir dürfen heute ein neues Kapitel im Rettungsdienst feiern, denn mit diesem flexiblen Rettungswagen können wir zum einen die medizinische Versorgungsleistung in der Region anheben und zum anderen auch den für das BRK seit über 40 Jahren so wichtigen Traditions-Standort Falkenstein erhalten“, machte Theo Zellner in seiner Begrüßungsrede deutlich.
Der Rettungswagen wird – daher der Name – flexibel eingesetzt. Immer dann, wenn ein Fahrzeug aus den Wach-Standorten Wörth an der Donau, Roding, Wald und Stallwang bereits durch einen Einsatz gebunden ist, wird der Flexi-RTW aus Falkenstein auf einen von acht fest definierten Abrufplätzen entsendet. Eine Computer-Matrix weist dem Fahrzeug den jeweils richtigen Standort zu.
Patrick Schwarz nimmt Schlüssel entgegen
„Unser Ziel ist es, eine Lücke in der Versorgung zu schließen und die Zwölf-Minuten-Hilfsfrist in den genannten Bereichen einzuhalten. Wer Hilfe braucht, soll diese auch schnellstmöglich bekommen“, sagte Zellner und betonte zugleich, wie stolz er sei, dass das BRK den Zuschlag für dieses zweijährige Pilotprojekt vom Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Regensburg (ZRF) erhalten habe.
Allen Beteiligten könne er hier nur seinen Dank aussprechen, denn er wisse genau, welch große Herausforderungen die Umsetzung mit sich bringe. Ganz offiziell überreichte Theo Zellner dann auch die Schlüssel des Rettungswagens an Patrick Schwarz, Leiter der BRK-Bereitschaft Falkenstein, und wünschte ihm und allen Kollegen für die Einsätze alles Gute.
„Die Zukunft der ländlichen medizinischen Versorgung“
Um den göttlichen Schutz für das Fahrzeug und seine Insassen sowie den Segen für all jene Haupt- und Ehrenamtlichen, die es bedienen und damit unterwegs sind, baten anschließend Falkensteins Pfarrer Adolf Schöls und Andreas Förster, Lektor der evangelischen Kirchengemeinde Roding.
Die stellvertretende Landrätin Dr. Johanna Etti, zugleich auch stellvertretende Chefärztin des BRK-Kreisverbands, wünschte dem Flexi-RTW nicht viele, aber dafür gute und erfolgreiche Einsätze. „Durch das Fahrzeug können Versorgungslücken wirklich geschlossen werden und die Anwesenheit der vielen Bürgermeister am heutigen Abend zeigt, wie wichtig uns allen dieses Thema ist“, sagte sie.
Falkensteins Bürgermeisterin Heike Fries, die stellvertretend für all ihre Amtskollegen der beteiligten Kommunen sprach, freute sich sehr, dass „die Zukunft der ländlichen medizinischen Versorgung“ ihren Hauptstandort in ihrer Gemeinde gefunden hat. „Der nächste Schritt wäre nun, auch an eine Besetzung des Fahrzeugs nach 20 Uhr zu denken. Denn auch dann brauchen wir diese medizinische Versorgung“, sagte sie.
Anschließend ergriff Rettungsdienstleiter Dominik Lommer das Wort, um den Anwesenden sowohl das Rettungsfahrzeug als auch dessen bisheriges Einsatzgeschehen näher zu erläutern.
„Da sind auch viele Fahrten ohne echten Einsatz, also ohne Patienten, dabei. Wir müssen deshalb auch langfristig überlegen, wie wir den Arbeitsplatz für die Mitarbeiter alltagstauglich gestalten können.“
Rettungsdienstleiter Dominik Lommer
„Jede Gebietsabsicherung gilt für das Fahrzeug als Einsatz, so dass wir mittlerweile auf rund 470 Einsätze zurückblicken können“, erklärte er. Grundsätzlich könne man mittlerweile sagen, dass pro Tag im Schnitt etwa zwei Patienten damit versorgt werden und auf 100 Einsätze circa 20 Patienten kommen.
Das erste Jahr des Pilotprojekts diene vor allem der Datenerhebung und Begutachtung, im zweiten Jahr werden diese Daten analysiert und es werde entschieden, ob und wie der Flexi-RTW weitergeführt wird. „Ich bin aber jetzt schon absolut davon überzeugt, dass es weitergehen wird, denn die Versorgungsbereiche sind einfach nicht ausreichend medizinisch versorgt“, sagte Dominik Lommer.
Sind die Verschiebungsfahrten notwendig?
Für den Rettungsdienstleiter geht es in den kommenden Monaten vor allem darum, herauszufinden, ob diese Verschiebungsfahrten notwendig sind. Dominik Lommer betonte zudem, dass er wisse, welch große Umstellung die Arbeit in einem Flexi-RTW für den Rettungsdienst sei.
„Da sind auch viele Fahrten ohne echten Einsatz, also ohne Patienten, dabei. Wir müssen deshalb auch langfristig überlegen, wie wir den Arbeitsplatz für die Mitarbeiter alltagstauglich gestalten können“, sagte er.
Aus medizinischer Sicht biete der Rettungswagen, ein Mercedes-Benz-Sprinter 519 CDI, alles, was die Einsatzkräfte sich wünschen könnten. Der Kofferaufbau verfüge über größtmöglichen Patientenraum mit ausreichend Stauraum.
Der Patient könne von allen Seiten komfortabel versorgt werden und auch auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz der Mitarbeiter werde beispielsweise durch eine elektrohydraulische Trage und den Tragetisch bestmöglich Rücksicht genommen. Die Gesamtkosten des Fahrzeugs belaufen sich auf rund 130000 Euro.
Als letzter Redner ergriff Daniel Weitzer, stellvertretender ZRF-Geschäftsführer, das Wort und betonte, wie sehr es ihn freue, mit dem Pilotprojekt das „rettungsdienstliche Loch in der Region“ schließen zu können. „Ich bin gespannt auf die Entwicklung und hoffe, dass sie wissen, dass wir alles tun werden, damit der Rettungsdienst in der Region noch besser wird“, sagte Weitzer.
Abschließend konnten die Gäste den Rettungswagen besichtigen und sich dessen Funktionen erklären lassen. Auch für eine deftige Brotzeit war gesorgt.