Am 1. November besteht die Einrichtung des BRK in Rimbach – ältere Bürger leben dort selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden, wissen sich aber trotzdem durch Präsenzkräfte rund um die Uhr gut versorgt – seit genau einem halben Jahr. Zeit für ein Zwischenfazit und eine Nachfrage bei den ersten Bewohnern! „Wir sind gut aufgehoben. Die Mitarbeiter sind für uns da und immer freundlich“, sagt Georg Wurm. In der früheren Pension Sonnenhof sind noch Plätze frei.
Von Frank Betthausen
Rimbach. Georg Wurm hat lange mit sich gerungen, ob er seinem Zuhause, das für ihn jahrzehntelang vertraute Heimat war, den Rücken kehren und in der ambulant betreuten Senioren-Wohngemeinschaft des BRK in Rimbach noch einmal neu anfangen soll. Nach dem Einzug dort und der ersten Eingewöhnungsphase erklärte der 88-Jährige seinem Bürgermeister Heinz Niedermayer vor einigen Wochen schelmisch, aber genauso überzeugt: „Heinz, ich sag's Dir: Ich möchte 100 Jahre alt werden, da gefällt's mir.“
Nein, der Rimbacher, der aus dem Sägewerk in der Wöhrmühle stammt und früher in der Landwirtschaft und auf dem Bau tätig war, hat den Schritt, sich in einem der zwölf Zimmer in der ehemaligen Pension Sonnenhof einzumieten, nicht bereut. „Wir sind gut aufgehoben. Das Personal ist in Ordnung. Die Mitarbeiter sind perfekt. Die sind für uns da und immer freundlich“, sagt er.
„Wir lassen das Projekt weiter wachsen und sind überzeugt von dem Schritt, den wir hier gegangen sind.“
Bürgermeister Heinz Niedermayer
Und auch Marga Nentwig gefällt es ausgesprochen gut in den Räumen, die über Monate hinweg aufwändig generalsaniert worden waren. „Wir leben wie Gott in Frankreich. Wir sind wirklich zufrieden. Ich fühle mich hier daheim. Das Essen ist gut und die Leute sind nett“, sagt die 85-Jährige.
Nentwig ist gebürtige Oberfränkin und hat zwei Kinder. Als ihr Mann vor Jahren starb, konnte sie das Haus allein nicht halten, erzählt sie. So verschlug es die gelernte Friseurin, die sich einst für eine zweite Lehre entschloss und 20 Jahre lang als Arzthelferin arbeitete, nach Hessen. Dort – bei Bad Orb – lebte sie bis zu ihrem Umzug nach Rimbach.
Sie zog in die Nähe ihres Sohnes
Der wurde für sie nach einer Operation nötig, als sie sich zu Hause nicht mehr allein versorgen konnte. Über einen Sohn, der in Geiersthal im Landkreis Regen wohnt, wurde sie auf die besondere Wohnform aufmerksam, die das BRK – Vermieter ist die Gemeinde als Investor – seit 1. Mai in Rimbach anbietet.
Am 1. November besteht die WG – ältere Bürger leben dort selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden, wissen sich aber trotzdem durch Präsenzkräfte des BRK rund um die Uhr gut versorgt – seit genau einem halben Jahr.
Wie fällt da das erste Fazit von Heinz Niedermayer aus? „Wir haben aktuell noch mehr Plätze frei, als zu diesem Zeitpunkt erwartet. Aber wir lassen das Projekt weiter wachsen und sind überzeugt von dem Schritt, den wir hier gegangen sind“, sagt der Bürgermeister.
Er gehe fest davon aus, dass Angebote und Konzepte wie dieses – „erst recht in dieser wahnsinnig tollen Umgebung“ – Zukunft hätten. „Ich glaube nicht, dass es viele Einrichtungen gibt, von denen aus du den Kaitersberg, den Osser und den Hohenbogen vor der Haustür hast und so eine Aussicht genießen kannst“, sagt er. Die Ausstattung und die Haustechnik seien auf dem allerneuersten Stand – und mit dem BRK habe die Kommune „einen Top-Partner“.
„Wir sind hier mitten im gemeindlichen Leben, alle wichtigen Einrichtungen sind nicht weit weg und fußläufig erreichbar“, sagt Niedermayer.
„Die Türen stehen immer offen, wer möchte, kann über Nacht außer Haus bleiben oder in den Urlaub fahren. Niemand ist hier drin gebunden.“
Einrichtungsleiterin Denise Vogl
Natürlich sei es eine große Entscheidung, nach langer Zeit die eigenen vier Wände zu verlassen und sich auf ein, wenn auch geräumiges, Zimmer zu verkleinern. „Aber den Menschen wird doch die Last genommen, sich selbst versorgen und um ein ganzes Haus kümmern zu müssen. Und es kann ein riesiger Schritt heraus aus der Einsamkeit sein“, meint er.
Ein Argument, mit dem BRK-Einrichtungsleiterin Denise Vogl gerne auf die für so manchen Interessenten zu hohe Hemmschwelle reagiert, ist das von der persönlichen Lebensgestaltung, die weiterhin jederzeit möglich sei. „Viele, die von unseren Wohngemeinschaften hören, meinen immer, dass sie nicht mehr fort können und immer hier bleiben müssen. Das ist eben nicht der Fall. Die Türen stehen immer offen, wer möchte, kann über Nacht außer Haus bleiben oder in den Urlaub fahren. Niemand ist hier drin gebunden“, betont sie.
Auch Georg Wurm weiß das sehr zu schätzen. Er ist angekommen in seinem neuen Zuhause. Und: Er möchte dort 100 Jahre alt werden.
Hintergrund: Die Senioren-WG in Rimbach