Daniel Schreiner, Laura-Fabienne Schröder, Moritz Blab und Sabrina Glaser hielten beim größten Heavy-Metal-Festival der Welt in Schleswig-Holstein die Fahne für den BRK-Kreisverband Cham hoch. „Es war einfach nur das coolste Erlebnis, das ich jemals hatte“, sagt die 18-jährige FOS-Schülerin Laura-Fabienne über den Sanitätsdienst im hohen Norden. Der Darstellung vom Matsch- und Wetterchaos, dem viele Medien ihre Schlagzeilen widmeten, tritt Daniel entgegen. Das Problem sei gewesen, dass die Verhältnisse, die sonst eher zum Ende des Festivals das Bild bestimmt hätten, diesmal bereits von Beginn an geherrscht hätten. „Ansonsten war es ein normales, schlammiges Wacken“, sagt er.
Von Frank Betthausen
Furth im Wald. Sanitätsdienst in Wacken! Wer einmal dabei war, wird den Irrsinn im hohen Norden wieder und wieder erleben wollen! Und: Er wird seinen ersten Einsatz beim größten Heavy-Metal-Festival der Welt mit all den verrückten, überbordenden Eindrücken niemals vergessen.
So wie Laura-Fabienne Schröder und Moritz Blab aus Furth im Wald, die heuer mit zwei weiteren Kollegen vom BRK-Kreisverband Cham im Landkreis Steinburg (Schleswig-Holstein) im Einsatz waren.
„Es hat alles super funktioniert. Man muss sich halt an Führungsstrukturen halten und den Bereitstellungsraum ansteuern – dann passt es.“
Daniel Schreiner, Notfallsanitäter
„Es war einfach nur das coolste Erlebnis, das ich jemals hatte“, sagt die 18-jährige FOS-Schülerin. Notfallsanitäter-Schüler Moritz (23) schwärmt: „Es war ziemlich geil. Ich habe viel gesehen und viele neue Leute kennengelernt.“
Und der Morast, der in diesem Jahr die Schlagzeilen der Zeitungen und Online-Portale bestimmte? Alles halb so wild für Daniel Schreiner! Der 32-jährige Notfallsanitäter aus der Drachenstichstadt, der zum sechsten Mal beim W:O:A Dienst machte, kennt Schmodder in rauen Mengen auf dem Veranstaltungsgelände zur Genüge. Der Darstellung vom Wetter- und Festivalchaos tritt er bewusst entgegen.
Das Problem sei gewesen, dass die Verhältnisse, die sonst eher zum Ende des Festivals das Bild bestimmt hätten, diesmal bereits von Beginn an geherrscht hätten. „Ansonsten war es ein normales, schlammiges Wacken“, sagt Schreiner über den Sanitätsdienst, den das Deutsche Rote Kreuz Kaltenkirchen mit seinem Ortsvorsitzenden Jürgen Schumacher an der Spitze zum 17. Mal organisierte.
Grundsätzlich erinnerten Schreiner die Geschehnisse bei der Anreise – das DRK betreibt in Wacken ein Camp mit einem großen Behandlungsplatz und mehrere Unfallhilfsstellen in der Nähe der Bühnen – ein wenig an einen Katastrophenschutz-Einsatz. „Aber es ist immer kommuniziert worden: Helfer fahren weiter an!“ Für die Kräfte aus dem In- und Ausland sei ein Ausweichparkplatz eingerichtet worden. Von dort aus habe sie, gemanagt vom DRK, ein Linienbus abgeholt und zur Turnhalle, ihrem Übernachtungsort, gebracht.
„Es hat alles super funktioniert. Man muss sich halt an Führungsstrukturen halten und den Bereitstellungsraum ansteuern – dann passt es“, meint Schreiner, der in diesem Jahr in der Wacken Rescue Squad als Führungsassistent und für kurze Zeit auch als Abschnittsleiter auf dem Infield agierte.
Sabrina Glaser – sie ist ebenfalls in Furth im Wald zu Hause und gehört wie ihre drei Rot-Kreuz-Kollegen der örtlichen Bereitschaft an – machte das Beste aus den Umständen. „Es war trotzdem schön! Manchmal nervenaufreibend, aber wieder ein Megaerlebnis“, sagt die 26-Jährige, die ihr viertes Wacken erlebte.
Dass die Veranstalter einen Anreisestopp verhängten und irgendwann keine Besucher mehr auf die aufgeweichten Campingplätze ließen, fand sie richtig. „Wir hatten ein paar Einsätze, bei denen wir teilweise kaum durchgekommen sind“, erzählt sie.
Die Metal-Heads, die es rechtzeitig zum Festival schafften, waren laut Schreiner „alle froh, dass sie dort waren und feiern konnten“. Die Stimmung sei friedlich und entspannt gewesen wie eh und je.
„Wir hatten sauviel Spaß und ich habe medizinisch trotzdem viel gelernt. Es war nie langweilig.“
Laura-Fabienne Schröder, Rettungsdiensthelferin
Und das galt auch wieder für die Atmosphäre unter den rund 550 Einsatzkräften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Es sind alle gleich verrückt. Es gab nichts, was es nicht gab oder was wir nicht gemacht haben. Wir hatten sauviel Spaß und ich habe medizinisch trotzdem viel gelernt. Es war nie langweilig“, berichtet Laura-Fabienne Schröder, die als Rettungsdiensthelferin gerade ihre Ausbildung zur Rettungssanitäterin absolviert.
Was ihr witzigstes Erlebnis war? Als sie beim Auftritt von Iron Maiden Dienst im Bühnengraben hatte („Eigentlich ist Heavy Metal gar nicht meine Musikrichtung.“), brachten Konzert-Besucher den Kollegen und ihr ein aufblasbares Quietsche-Entchen.
„Das war so groß wie ich“, erzählt Schröder. Eine Untersuchung habe gezeigt, dass der „Patient“ ernste Probleme mit der Atmung hatte. Nach erfolgloser Reanimation sei die Ente um 21.35 Uhr und 45 Sekunden auf dem Behandlungsplatz gestorben…
Es ist genau diese Mischung aus Ernsthaftigkeit und Lockerheit, die das Festival und den Sanitätsdienst für Daniel Schreiner immer wieder zum Erlebnis macht! Ergänzt um die Musik! „Dadurch dass Powerwolf nicht gespielt hat, war Hammerfall in diesem Jahr meine Band der Wahl“, sagt er und gibt die Unterhaltung mit einem Kollegen in einer Einsatzpause wieder.
Wacken sei wie Weihnachten, waren sich die beiden einig. Nach einem Jahr komme die ganze Familie zusammen, feiere, verbringe eine wunderbare Zeit miteinander – und zum Schluss ende alles wie an Silvester mit einem großen Feuerwerk.
Die Party 2024 – sie wird erneut mit Chamer Beteiligung stattfinden! Denn: Wer einmal dabei war, wird sich den Irrsinn im hohen Norden wieder und wieder antun…