Wenige Tage vor der Feierstunde musste der ersehnte Spatenstich für den Neubau einer Rettungswache in der Gemeinde noch einmal zurückgestellt werden. Die Chance, ein noch stimmigeres Projekt zu verwirklichen, machte eine Umplanung und eine neue Abstimmung mit dem Landratsamt erforderlich. Dadurch griffen die Ehrengäste am Montagabend nicht, wie ursprünglich angedacht, symbolisch zum Spaten, sondern wohnten „nur“ der Segnung des neuen Rettungswagens bei, den das BRK Cham am 1. Mai in der Kommune in Betrieb genommen hatte.
Von Frank Betthausen
Weiding. Die Pläne von Investor Helmut Müller waren fertig, die Verantwortlichen kannten sie in allen Details, der Gemeinderat unterstützte das Projekt – und doch musste der ersehnte Spatenstich für den Neubau einer Rettungswache in Weiding wenige Tage vor dem Termin noch einmal zurückgestellt werden. Der Grund: Es hatten sich kurzfristig andere Grundstücksoptionen und die Möglichkeit ergeben, das Vorhaben in Verbindung mit einem Feuerwehrhaus zu realisieren.
„Ich glaube, dass mit der Inaussichtstellung eines Zentrums für Feuerwehr und Rettungsdienst in Weiding ein ganz wichtiger, zentraler Knoten geknüpft wird, um das Rettungsdienstnetz für die Menschen noch dichter zu machen.“
BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner
Diese Chance zur Weiterentwicklung machte eine Umplanung und eine neue Abstimmung mit dem Landratsamt erforderlich.
Dadurch griffen die Ehrengäste bei einer Feierstunde am Montagabend nicht, wie ursprünglich angedacht, symbolisch zum Spaten, sondern wohnten „nur“ der Segnung des neuen Rettungswagens (RTW) bei, den das BRK Cham am 1. Mai in der Kommune in Betrieb genommen hatte.
Bis alle offenen Punkte geklärt sind und „miteinander etwas ganz Großes für die Gemeinde und den Feuerwehr- und Rettungsstützpunkt Weiding auf die Beine gestellt werden kann“, wie es Bürgermeister Daniel Paul formulierte, wird der neue Mercedes übergangsweise auf dem Bauhof-Gelände stationiert sein.
Ein Umstand, der die Euphorie der Beteiligten nicht trüben konnte. Im Gegenteil! Bei der Einweihung des 130 000 Euro teuren, 190 PS starken Fahrzeugs – es ist der zehnte öffentlich-rechtliche Rettungswagen des BRK im Landkreis – sprachen alle Redner von einem Freudentag.
Täglich zwischen 7 und 19 Uhr im Einsatz
„Ich glaube, dass mit der Inaussichtstellung eines Zentrums für Feuerwehr und Rettungsdienst in Weiding ein ganz wichtiger, zentraler Knoten geknüpft wird, um das Rettungsdienstnetz für die Menschen noch dichter zu machen“, sagte BRK-Kreisvorsitzender Theo Zellner, der Furths Wachleiter Timo Vogl offiziell die Schlüssel für den Wagen aushändigte.
Schon allein mit Blick auf die nahe B 20 und das Verkehrsaufkommen der Umgebung sei dessen Lage richtig gewählt und strategisch günstig, meinte der langjährige BRK-Präsident. Die Segnung des Fahrzeugs, das täglich zwischen 7 und 19 Uhr besetzt sein werde, und die Inbetriebnahme des Standorts seien freudige Anlässe nicht nur für die Kommune Weiding, sondern für alle umliegenden Gemeinden.
Nach Angaben von Zellner werden für den RTW bei 55 000 Kilometern Laufleistung etwa 1300 Einsätze erwartet.
Wie er weiter erläuterte, war Weiding eines von sieben Losen, die bei der Vergabe durch den Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Regensburg (ZRF) ausgeschrieben gewesen seien. „Wir haben uns als Rotes Kreuz bemüht, unsere Kompetenz mit einzubringen, damit wir den Zuschlag bekommen. An dieser Stelle möchte ich unseren Leuten herzlich zu ihrem Engagement gratulieren“, sagte der Kreisvorsitzende bei der Feierstunde, die auf dem Gelände der Säckl Maschinenbau GmbH stattfand.
Geschäftsführer Arno Säckl hatte dem Roten Kreuz für die Einweihung und den anschließenden Imbiss seine Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt und sich mit seiner Frau Ursula nach Kräften in die Organisation mit eingebracht.
Die Segnung des Mercedes und der Mitarbeiter, die damit fahren, nahmen Pfarrer Franz Merl für die katholische und Pfarrer Michael Rummel für die evangelische Kirche vor.
„Dieser Wagen erfüllt eine wichtige Aufgabe. Damit Menschen gerettet werden können, braucht das Rote Kreuz gute Fahrzeuge – und dieses Auto trägt dazu bei“, sagte Rummel und stellte die Beschäftigten in den Mittelpunkt. „Sie alle sind das Team, das das Auto mit Leben erfüllt. Ein Auto ganz ohne Sie wäre nichts“, meinte er.
„Gute Rettung und Pflegearbeit kosten Geld“
Nur im Team lasse sich auch ein Gesundheitssystem organisieren, befand der Geistliche, der in seinen Segensworten immer wieder aktuelle Bezüge zum Gleichnis vom barmherzigen Samariter im Lukas-Evangelium herstellte, aus dem er gelesen hatte.
„Gute Rettung und Pflegearbeit kosten Geld“, sagte Rummel. Ohne Bezahlung und ohne Unterstützung könne man keinen Menschen gut versorgen. „Nur wenn unser Rettungs- und Gesundheitssystem entsprechend finanziell ausgestattet ist, können sie als Rot-Kreuz-Familie ihren Auftrag gut ausfüllen“, meinte der Pfarrer.
Landrat Franz Löffler skizzierte in seinem Grußwort die „nicht immer ganz einfachen Entscheidungen“ und Veränderungen, die der ZRF in den vergangenen Jahren in der Region getroffen und angestoßen hatte. Dabei nannte er neben dem Aufbau des Standorts in Weiding unter anderem die Schaffung einer Rettungswache in Wald und die Einführung eines sogenannten Flexi-RTW in Falkenstein zum Jahreswechsel 2023/2024.
„Ich hätte mir vor 15 Jahren niemals träumen lassen, dass wir innerhalb weniger Jahre so eine deutlich veränderte Struktur beschließen und auch tatsächlich umgesetzt bekommen.“
Landrat Franz Löffler
„Ich hätte mir vor 15 Jahren niemals träumen lassen, dass wir innerhalb weniger Jahre so eine deutlich veränderte Struktur beschließen und auch tatsächlich umgesetzt bekommen“, sagte der Landkreischef, der verdeutlichte, dass es „der höchste Maßstab“ für den Zweckverband sei, in 80 Prozent aller Fälle die Zwölf-Minuten-Hilfsfrist zu erreichen. „Ich denke, das sind wir all denen schuldig, die davon betroffen sind – dem Verunfallten, der Hilfe braucht. Da müssen wir uns beweisen“, betonte Löffler.
Während es vor 20, 30 Jahren „noch nicht so ganz dominant erschienen ist, wann der Rettungswagen da sein muss“, erkenne man heute, „dass jede Sekunde zählt“. Das habe dazu geführt, dass sich die Betrachtung der Einsatzstellen-Struktur deutlich verändert habe und die Architektur des Rettungsdienstes überdacht werden müsse.
Der Stellenwert der Blaulicht-Organisationen
Intensive Diskussionen inklusive – etwa, als es nach zehn Jahren darum ging, den RTW-Stellplatz in Lam Ende April 2024 nach Arrach zu verlegen... „Aber wenn wir das mit den zwölf Minuten und den 80 Prozent ernst meinen, dann ist das so – und dann müssen wir das auch konsequent tun“, meinte der Landrat über die Neuausrichtung der Strukturen.
MdL Gerhard Hopp hob den großen Stellenwert der Blaulicht-Organisationen und das Engagement hervor, mit dem sich deren Mitarbeiter für die Sicherheit der Menschen einbrächten. „Man kann im Landkreis Cham mit einem sicheren Gefühl aus der Tür gehen“, sagte er.
Sowohl die hauptamtlichen als auch die ehrenamtlichen Helfer seien bestens ausgebildet. „Das ist ein ganz großes Glück, das wir nicht als selbstverständlich nehmen sollten“, sagte Hopp. Der Politiker sah in diesem Punkt den Gesetzgeber in der Pflicht, „auch da beste Rahmenbedingungen zu setzen“ – beispielsweise bei der Helferfreistellung. „Da haben wir auch noch Aufgaben“, sagte der CSU-Vertreter.
Bürgermeister Daniel Paul sah die Inbetriebnahme des RTW als „einmaliges Ereignis“ an. „Wir sind stolz. Es ist eine Aufwertung für unsere Gemeinde, eine Verbesserung!“, erklärte er.
Gleichzeitig wies er darauf hin, dass ein Ausrücken des Fahrzeugs zu 100 Prozent mit keinem schönen Anlass verbunden sei. „Da darf man sich wünschen, dass mit dem Rettungswagen im Notfall immer die beste Hilfe möglich sein wird“, sagte er.
BRK-Rettungsdienstleiter Dominik Lommer verwies wie Theo Zellner auf die Lage des RTW-Standorts. „Innerhalb der ersten 24 Stunden war einer der ersten Einsätze in Grafenwiesen. Daran haben wir gemerkt, dass Weiding in alle Richtungen relevant ist“, erläuterte er.
Ganz besonders wichtig sei es ihm, zu sagen, dass sich das BRK in der Mitte der Gesellschaft immer am wohlsten fühle. „Die Art und Weise, wie wir in der Gemeinde angekommen sind und aufgenommen wurden, das war überwältigend“, befand er. „Wenn wir mit Helmut Müller auch noch den Standort für das Rettungszentrum zustandebringen, haben wir die perfekte Lösung.“