Wer einmal diese Dankbarkeit erlebt hat, wird Feuer fangen für den Beruf

2023 haben sich in Deutschland wieder mehr Menschen für eine Ausbildung in der Pflege entschieden. Diese erfreuliche Nachricht veröffentlichte das Statistische Bundesamt Ende März und meldete bei den Ausbildungsverträgen eine Steigerung um drei Prozent im Vergleich zu 2022. Auch beim BRK-Kreisverband Cham hoffen die Verantwortlichen darauf, dass die Bewerberkurve wieder nach oben zeigt. „Ich liebe meinen Job und möchte nichts anderes machen“, sagt die Auszubildende Eva-Maria Müller (21) aus dem Seniorenheim in Bad Kötzting, die wir zu dem Thema interviewt haben.

  • Von Eva Rothmeier

    Cham. Schlechte Bezahlung, wenig Freizeit, minimale Aufstiegschancen – Vorurteile wie diese sind über den Pflegeberuf weit verbreitet. Auch BRK-Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner und Alexandra Dostal, Ausbildungsbeauftragte beim BRK-Kreisverband Cham, wissen um dieses negative Image. Sie setzen alles daran, um dem gegenzusteuern und wieder mehr Menschen für eine Ausbildung beispielsweise zur Pflegefachkraft zu begeistern.

  • „Mir war tatsächlich schon als kleines Kind klar, dass ich genau das später machen möchte", sagt Eva-Maria Müller. Die 21-Jährige hat mit der Ausbildung zur Pflegefachfrau ihren absoluten Traumberuf gefunden. (Foto: Martina Berzl)

„Alle Pflegekräfte in den Einrichtungen und Diensten sind wirkliche Herzwerker. Durch ihren täglichen Einsatz gewinnen sie die Herzen der Bewohner und verhelfen ihnen so zu mehr Lebensqualität.“ 

Ausbildungsbeauftragte Alexandra Dostal

„In den Jahren 2022 und 2023 haben jeweils 14 Frauen und Männer ihre Ausbildung in unseren Senioren-Einrichtungen begonnen. Vor Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2019 waren es noch 23“, erklärt Alexandra Dostal.

Mindestens diese Zahl will man beim Kreisverband Cham wieder erreichen, doch auch dann wird immer noch Luft nach oben bei den benötigten Ausbildungsstellen sein. Denn die Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt.

„In den letzten Jahren hatten wir durch fehlende Ausbildungsmessen, Berufsfindungswochen oder Besuche in den Schulen kaum eine Möglichkeit, die jungen Menschen zu erreichen“, erzählt Dostal. Weil das jetzt aber wieder anders ist, hofft sie, dass spätestens 2025 die Bewerberkurve bei den Pflegeberufen im BRK-Kreisverband wieder nach oben geht.

Vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten

Gerade die generalistische Ausbildung zum Pflegefachmann oder zur Pflegefachfrau, die seit 2020 die Berufsbezeichnungen Altenpfleger/Altenpflegerin, Krankenschwester/-pfleger und Kinderkrankenschwester/-pfleger ersetzt, ist für Alexandra Dostal, die selbst über 30 Jahre in der Pflege tätig war, ein absoluter Traumberuf.

Man dürfe eine hochwertige Ausbildung genießen, trage viel Verantwortung, habe vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten und führe vor allem anspruchsvolle Pflegetätigkeiten wie etwa Wundversorgung, Spritzen setzen, Medikamentenausgabe oder dergleichen durch. Auch administrative Aufgaben gehören zum Job.

„Alle Pflegekräfte in den Einrichtungen und Diensten sind wirkliche Herzwerker. Durch ihren täglichen Einsatz gewinnen sie die Herzen der Bewohner und verhelfen ihnen so zu mehr Lebensqualität. Und genau dafür bekommen sie unglaublich viel Dankbarkeit zurück, was ja wiederum dem eigenen Herzen guttut“, erzählt die Ausbildungsbeauftragte.

  • Ausbildungsbeauftragte Alexandra Dostal (rechts, hier mit der Rodinger Praxisanleiterin Beate Patola bei der Messe AZUBI live) wird nicht müde, darüber zu erzählen, wie erfüllend der Pflegeberuf ist. (Foto: Yvonne Schönemann)
  • Genau das bestätigt auch Manfred Aschenbrenner. „Wer einmal dieses Dankeschön von Hilfsbedürftigen erlebt hat, wird das nie vergessen. Das ist ein Augenblick, der prägt“, sagt der Kreisgeschäftsführer. Für ihn ist neben dem schlechten Image auch die boomende Wirtschaft mit ein Grund, warum sich weniger Frauen und Männer für den Weg in die Pflege entscheiden. Denn an der Vergütung und den mangelnden Perspektiven kann es laut Aschenbrenner nicht liegen.

„Es ist ein gutes Gefühl, die Bewohner auf ihrem letzten Weg ein Stück zu begleiten und ihnen das Leben leichter zu machen.“ 

Auszubildende Eva-Maria Müller

„Sowohl die Bezahlung als auch die Zukunftsaussichten sind hervorragend“, sagt er und zählt den Standortfaktor sowie die Konjunkturunabhängigkeit als weitere Vorteile auf.

Da in den nächsten Jahren viele langjährige Pflegefachkräfte in den wohlverdienten Ruhestand gehen und somit viel Erfahrung wegfällt, ist es für ihn, aber auch für die Leiter der BRK-Seniorenheime, wie beispielsweise Josef Pemmerl vom BRK-Seniorenheim Zandt, umso wichtiger, dass der bundesweite positive Trend in Sachen Ausbildung möglichst bald in die Region überschwappt.

„Es ist klar, dass das Ansehen des Pflegeberufs in der Gesellschaft nicht von heute auf morgen geändert werden kann. Aber ich kann nur betonen, wie unglaublich schön und auch vielfältig diese Arbeit mit und am Menschen ist“, sagt Pemmerl.

Schulpraktika festigten ihren Entschluss

Jemand, der all diese Aussagen bestätigen kann, ist Eva-Maria Müller. Die 21-Jährige befindet sich im dritten Lehrjahr zur Pflegefachfrau im BRK-Seniorenheim Bad Kötzting und hat damit ihren absoluten Traumberuf gefunden.

„Mir war tatsächlich schon als kleines Kind klar, dass ich genau das später machen möchte, denn schon meine Uroma hat in diesem Seniorenheim gewohnt und ich fand das schon damals großartig“, erzählt die junge Frau.

Verschiedene Schulpraktika sowie ein Jahr Bundesfreiwilligendienst in der Einrichtung haben ihren Berufswunsch gefestigt und Eva-Maria hat diese Entscheidung bis heute keine Sekunde bereut. „Ich liebe meinen Job und möchte nichts anderes machen“, sagt die 21-Jährige voller Überzeugung.

Ihre Familie hat sie immer unterstützt

Während ihre Familie Eva-Maria bei der Berufswahl immer unterstützt hat, hat der Freundes- und Bekanntenkreis unterschiedlich reagiert. Aussagen wie „Das könnte ich nicht“ oder „Willst du das wirklich weiter machen?“ bekommt die junge Frau immer wieder zu hören.

Doch hier hält sie leicht dagegen, indem sie von den vielen schönen Seiten ihres Jobs und der Dankbarkeit, die sie täglich erfährt, erzählt. „Es ist ein gutes Gefühl, die Bewohner auf ihrem letzten Weg ein Stück zu begleiten und ihnen das Leben leichter zu machen“, sagt die Auszubildende.

Einen Bürojob, bei dem man den ganzen Tag nur vor dem Bildschirm sitze und keinen Kontakt zu seinen Mitmenschen habe, könne sie sich nicht vorstellen...

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