Bayerns Gesundheitsminister bezeichnet Cham als „Vorzeigekreisverband“
Auf Einladung von BRK-Präsident Theo Zellner besuchte Klaus Holetschek am Freitagmorgen die neue Geschäftsstelle in der Further Straße. Auch dieser Termin war durch und durch von der Pandemie bestimmt – bei den Vorbereitungen genauso wie bei den Gesprächsthemen. Theo Zellner wertete den Ministerbesuch als „eine Anerkennung für die gesamte Arbeit des Bayerischen Roten Kreuzes“.
Von Frank Betthausen
Cham. Hoher Besuch beim Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes in Cham: Der neue bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat am Freitag die Geschäftsstelle in der Further Straße besucht. BRK-Präsident Theo Zellner, der den CSU-Politiker eingeladen hatte, wertete den Besuch in diesen herausfordernden Zeiten als „ein starkes Signal der Wertschätzung aller Pflegenden, aber auch der Rettungskräfte“. Die Visite sei eine Anerkennung der gesamten Arbeit des BRK. Holetschek gab die Blumen in seiner Rede zurück und erklärte: „Ich bin hier bei einem Vorzeigekreisverband.“
Der Termin – Holetschek war seit 6 Uhr im Landkreis Cham unterwegs – fand wegen des Pandemie-Geschehens ab 7.30 Uhr im kleinstmöglichen Teilnehmerkreis statt. BRK-Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner hatte dafür gesorgt, dass mit Michael Panzer ein geschulter, hauptamtlicher Mitarbeiter die Gäste in der neuen BRK-Landkreis-Zentrale einem Corona-Schnelltest unterzog. Der Hausmeister der BRK-Geschäftsstelle stand am Freitag für Theo Zellner beispielhaft für den großen ehrenamtlichen Einsatz der Rot-Kreuz-Familie. Denn: Panzer war für die Testungen nach seiner Nachtschicht im von einem Corona-Ausbruch betroffenen Senioren-Wohn- und Pflegeheim Waldmünchen direkt nach Cham gekommen. In der Trenck-Stadt unterstützt er das Pflegepersonal an den Zugangsschleusen mit anderen Hauptamtlichen derzeit im Drei-Schicht-Dienst beim korrekten An- und Ablegen der Schutzausrüstung.
„Der erste offizielle Termin“
Holetscheks Besuch in der Further Straße war, wie Theo Zellner sagte, der erste offizielle Termin in der neuen BRK-Kreisgeschäftsstelle. Eröffnungsfeierlichkeiten hatten in den 2020 bezogenen Räumen wegen der Corona-Lage bisher nicht stattfinden können. Wie angespannt die Situation im Land immer noch ist, zeigte Zellner in eindringlichen Worten auf. Der BRK-Präsident sprach von einer „Zeit der Unsicherheit“ und einer „Gemengelage, die es nicht einfach macht“. Dazu zählte er den Umstand, dass die Infektions- und Todeszahlen immer noch viel zu hoch seien, die aktuell auftretenden Virus-Mutationen und den „fehlenden Impfstoff“.
Vor diesem Hintergrund lautete sein Appell an den Gast aus München: „Herr Staatsminister, bitte bleiben Sie bei dieser Linie, dass im Augenblick kein Raum für irgendwelche Lockerungen da ist.“ Zellner gab dem hohen Politiker darüber hinaus die Botschaft mit auf den Weg: „Schützt unsere Altenheime!“ Das BRK betreibt im Landkreis sieben große Senioren-Einrichtungen mit mehr als 500 Betten. Der Präsident und Chamer Kreisvorsitzende trat bei Holetschek vehement dafür ein, den Beschäftigten in der Pflege den Druck bei den Schnelltests zu nehmen. „Unsere Mitarbeiter arbeiten seit einem Jahr unter schwierigsten Bedingungen“, sagte er. Dem Minister erläuterte er, dass der BRK-Kreisverband mit der TH Deggendorf im Gespräch dazu sei, wie die Pflege grundsätzlich entlastet werden könne. Erste Konzepte lägen bereits vor.
An dieser Stelle sprach Zellner nicht nur den hauptamtlichen Rot-Kreuz-Beschäftigten ein großes Lob aus. Er brach auch eine Lanze für die Ehrenamtlichen und rief die große Bandbreite an Tätigkeiten in Erinnerung, die das Bayerische Rote Kreuz für die Allgemeinheit abdeckt. Als besondere, in dieser Form einmalige Aktion nannte er die wenige Wochen zurückliegende „Weihnachtsaktion“, bei der BRK-Teams rund um die Festtage Schnelltests an den Altenheimen übernommen hatten, um Angehörigen den Besuch bei den Bewohnern zu ermöglichen. „Ihr habt uns Weihnachten gerettet“, zitierte Zellner aus den Dankesworten überglücklicher Familien.
Als Beispiele für den Einsatz im Bayerischen Roten Kreuz hob Zellner den stellvertretenden Kreisbereitschaftsleiter Tobias Muhr und den stellvertretenden Kreisvorsitzenden Dr. Hans Schneider hervor, die beide zu der Veranstaltung am Freitag eingeladen worden waren. Während sich Schneider als ehemaliger Chefarzt der Anästhesie am Chamer Krankenhaus bei den derzeit laufenden Impfaktionen in der Region engagiert, ist der Rat von Tobi Muhr als Leiter des Katastrophenschutzes im Kreisverband und als Landesfachdienstleiter CBRNE (Chemical, Biological, Radiological, Nuclear and Explosive Threats) überregional gefragt. Vieles, was in Sachen ABC-Schutz landes- und bundesweit durchgeführt werde, sei im Landkreis Cham von Muhr und seinem Team entwickelt worden, erklärte Zellner.
Eine „riesige Herausforderung“
Entsprechend positiv bewertete Gesundheitsminister Klaus Holetschek am Freitag die Arbeit des Kreisverbands. Wie Theo Zellner sprach der CSU-Politiker in Cham von fordernden Zeiten. „Wir stehen nach wie vor vor einer riesigen Herausforderung.“ Die aktuellen Inzidenzwerte machten zwar etwas Hoffnung, allerdings seien die Auswirkungen der mutierenden Viren derzeit noch unbekannt. Das Gebot der Stunde laute, weiter vorsichtig und umsichtig zu sein. Was eine Rückkehr zur Normalität angehe, sei die Nennung eines Zeitpunkts nicht zielführend. Im Moment gehe es darum, gemeinsam durchzuhalten und danach Perspektiven zu schaffen, wie es weitergehen könne. „Der Bevölkerung muss man an dieser Stelle danken. Ohne die Menschen, die sich an die Schutz- und Hygieneregeln halten, würde es nicht funktionieren“, sagte Holetschek.
In Sachen Impfstoff forderte der Gesundheitsminister „Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Lieferung“. Die Impfbereitschaft in der Bevölkerung sei jedenfalls hoch, befand er.
Die Corona-Krise zeigt laut Holetschek auch die große Bedeutung der Pflege. In Cham äußerte er den Appell, den Berufsstand in Zukunft „mutig und entschlossen mit grundlegenden Änderungen und neuen Modellen“ zu unterstützen. „Für mich gibt es da keine Tabus und Denkverbote“, erklärte er auch mit Blick auf steuerliche Erleichterungen. Was die aktuellen Corona-Schnelltests in den Altenheimen betrifft, trat er dafür ein, „zusammenzuhelfen“ und die Pflegekräfte bei den Testungen zu entlasten – etwa, indem Unterstützungskräfte angelernt werden.
Landrat Franz Löffler hatte für Katastrophenschutzleiter Tobias Muhr und dessen Vorgänger Michael Daiminger ebenfalls großes Lob parat. Mit Muhr sei eine ganze Armada von Ehrenamtlichen verfügbar, die ausrücken könnten, wenn in Zeiten wie diesen schnelles Handeln gefordert sei. „Die Bewältigung dieser Pandemie verlangt uns alles ab“, sagte Löffler. „Wenn wir da nicht solche Strukturen unterstützend mit aufbieten könnten, würden wir uns wesentlich schwerer tun“, meinte er.
Löffler: Hohe Impfbereitschaft
Mit Blick auf die 24 Pflegeeinrichtungen im Landkreis Cham strich Löffler die Bemühungen der Träger und der Ämter heraus, die Häuser vor dem Corona-Virus zu schützen. Einen tausendprozentigen Schutz für die Heime werde es jedoch nicht geben, sagte er und stellte sich vor die Betreiber und das Personal. „Jede Infektion in einem Pflegeheim hat ihren Ursprung außerhalb“, sagte Löffler. Und: „Natürlich müssen wir die Pflegeheime schützen, aber auch draußen müssen die Infektionen zurückgefahren werden.“ Das Bayerische Rote Kreuz lobte er für die hohe Verantwortungsbereitschaft in Krisenzeiten und die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Landkreis.
Wie sein Parteikollege Klaus Holetschek stellt auch Chams Landrat eine hohe Impfbereitschaft fest. Es begeistere ihn, wie verantwortlich die Menschen mit dem Thema umgingen. „Wenn der Impfstoff da ist, wird jeder, der will, zuverlässig geimpft“, kündigte er an.