Die neuen Further Schulsanitäter „rücken” in roten Pullovern „aus”
Das BRK und die Staatliche Realschule in der Drachenstich-Stadt haben die Kooperation über den 23. Schulsanitätsdienst im Landkreis Cham besiegelt. „Helfen tut gut, ist erfüllend und stärkt das Ich“, betonte Schulleiterin Ulrike Partl-Mahlendorf. Stellvertretender BRK-Kreisvorsitzender Hans Schneider bezeichnete das Schulprojekt als „epochenmachenden Fortschritt“.
Von Frank Betthausen
Furth im Wald. Der Vertrag mit dem BRK ist unterzeichnet, die Ersthelfer-Taschen an die Schüler sind ausgegeben, die knallroten Pullover verteilt: Die Staatliche Realschule Furth im Wald hat seit dieser Woche offiziell einen Schulsanitätsdienst. Es ist der 23. seiner Art im Landkreis. Schulleiterin Ulrike Partl-Mahlendorf, stellvertretender BRK-Kreisvorsitzender Dr. Hans Schneider und Thomas Winkler, Leiter der Jugendarbeit beim BRK-Kreisverband Cham, setzten am Mittwochnachmittag ihre Unterschriften unter die Kooperationsvereinbarung.
„Ihr werdet nicht nur unser Schulleben bereichern, sondern auch eure Persönlichkeit dadurch weiterentwickeln. Helfen tut gut, ist erfüllend und stärkt das Ich. Helfen macht die Welt menschlicher und besser“, betonte Partl-Mahlendorf bei der Vorstellung der Initiative in der Carl-Clos-Straße.
Zum Dank für das besondere Engagement überreichte sie den beteiligten Jugendlichen aus den Jahrgangsstufen sieben bis neun Schoko-Osterhasen als Zeichen der Wertschätzung. Auch Kooperationslehrer Andreas Gabriel – er ist Mitglied der BRK-Bereitschaft Waldmünchen und als Lehrschein-Inhaber beim Thema Erste Hilfe seit langer Zeit Experte – freute sich über die kleine Anerkennung.
Besser als zehn Tage Mitleid
Die tiefere Bedeutung des neuen Schulsanitätsdiensts zeigte die Schulleiterin – auch Konrektor Peter Schmid nahm an dem Termin teil – unter anderem über ein armenisches Sprichwort auf. Darin heiße es: „Fünf Minuten Hilfe sind besser als zehn Tage Mitleid.“
Bundesweit, verdeutlichte Partl-Mahlendorf, habe im Durchschnitt jeder achte Schüler einmal im Jahr einen Schulunfall, der so schwer sei, dass eine ärztliche Behandlung erforderlich werde. „Mehrfach höher noch dürfte die Zahl von Bagatellverletzungen sein, die keinen Arztbesuch erfordern und daher von den Unfallkassen nicht erfasst werden können“, sagte sie. Bei mehr als 90 Prozent der gemeldeten Unfälle seien die Verletzungen eher leicht. „Doch leider kommt es auch immer wieder zu schwereren Unfällen – vor allem während des Schulsports und auf den Wegen zur Schule und nach Hause.“
Bei wissenschaftlichen Untersuchungen, erläuterte sie weiter, sei nach Faktoren gesucht worden, die auf das Schüler-Unfallgeschehen Einfluss nähmen. Dabei hätten unter anderem ein negatives Sozialklima und mangelnde Risiko-Wahrnehmung als bedeutsam ermittelt werden können.
Die Unfallhäufigkeit lässt sich senken
Der Ersten Hilfe in Schulen und besonders der Tätigkeit der Schulsanitätsdienste, wie ihn das Jugendrotkreuz anbiete, komme hier eine große Bedeutung zu. Denn: Sie könnten sich positiv auf das erwähnte Sozialklima und die zitierte Risiko-Wahrnehmung auswirken – und damit auch auf die Unfallhäufigkeit.
Hans Schneider befand in seinem Grußwort, dass sich das Schulprojekt zu Recht in dieser Form flächendeckend ausgebreitet habe. „Ich denke schon, dass es der Schulsanitätsdienst verdient, ein epochenmachender Fortschritt genannt zu werden“, meinte der stellvertretende Kreisvorsitzende.
Nicht zuletzt deshalb, weil Hilfe dadurch – im Gegensatz zu früher – schnell und direkt vor Ort möglich werde und schon Jugendliche und Kinder befähigt würden, Leben zu retten. „Die Hilfe ist schon am Ort, wo sie noch gar nicht gebraucht wird, und wartet darauf, dass sie eingesetzt werden kann. Das ist die optimale Rettungskette. Besser kann es nicht gehen“, betonte Schneider.
Thomas Winkler erinnerte an die 22. Indienststellung, die kürzlich in Cham stattgefunden hatte, und blickte auf die bevorstehende 24. Veranstaltung im Mai voraus – ohne jedoch den nächsten Schulort zu verraten. „Es ist ein Trend nach oben“, erklärte der Leiter der Jugendarbeit, der Schneider darin beipflichtete, dass eine Erste-Hilfe-Ausbildung schon im ganz jungen Alter sinnvoll sei.
Zwei Helfer-Taschen als Erstausstattung
„Man sieht, wie wichtig und wertvoll es ist, von Grund auf etwas zu machen“, sagte der Leiter der Jugendarbeit beim BRK Cham und berichtete von einem Fall in der Oberpfalz, in dem Schüler einem kollabierten Lehrer durch ihr Wissen und Können das Leben gerettet hätten.
Winkler sicherte den Jugendlichen, denen er zwei Helfer-Taschen als Erstausstattung überreichte, und der Schulleitung in Furth im Wald die Unterstützung durch das Jugendrotkreuz und den Kreisverband zu. Für 2023 kündigte er eine große Werbeaktion des Jugendrotkreuzes im Landkreis an, bei der auch Schulsanitäter gefragt seien.
BRK-Referatsleiter Stefan Raab lobte Kooperationslehrer Andreas Gabriel, der aus einer alten Waldmünchner Rot-Kreuz-Familie stamme. „Ich wusste von Beginn an, dass das mit ihm in die richtige Richtung läuft. Wir kennen uns schon seit Jahrzehnten“, erklärte Raab. Den Schülern bescheinigte er, Feuer und Flamme für ihre Aufgabe zu sein. „Ihr seid wirklich mit Herzblut dabei!“, meinte der Referatsleiter.
Stabile Seitenlage und Herz-Druck-Massage
Den neuen Schulsanitätsraum der Staatlichen Realschule, in deren Mauern auch ein Automatisierter Externer Defibrillator hängt, bezeichnete er als „vorbildlich hergerichtet“. Beim Tag der offenen Tür hatten die Jugendlichen ihren Mitschülern und interessierten Eltern dort vor gut einer Woche bereits ihre Kenntnisse vorführt – etwa die stabile Seitenlage oder die Herz-Druck-Massage an einer Puppe.
Gleich auf den ersten Blick gut zu erkennen sind die jungen Ehrenamtlichen an ihren roten Pullovern. Die Kleidungsstücke hatte der Förderverein der Schule gesponsert, wie Andreas Gabriel am Rande der Vertragsunterzeichnung erzählte.
Der Kooperationslehrer verlieh am Mittwoch seiner Hoffnung Ausdruck, dass über die derzeitige Gruppe hinaus „noch genügend Schulsanitäter nachkommen“.