Ein auffällig beklebter Bus als "Allzweckwaffe"
Katastrophenschutzleiter Tobias Muhr hat mit "seinem" neuen Mehrzweck-Fahrzeug aus Österreich eine Lücke im Fuhrpark des BRK Cham geschlossen. Es ist seit Wochen im Impf-Einsatz, kann aber noch wesentlich mehr, wie er bei der Vorstellung des Busses am Samstagnachmittag aufzeigte.
Von Frank Betthausen
Cham. Wie sagte BRK-Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner mit einem breiten Grinsen am Ende des offiziellen Teils? „Eine Allzweckwaffe für unsere Allzweckwaffe!“ Gemeint waren das neue Mehrzweck-Fahrzeug des BRK Cham und Katastrophenschutzleiter Tobias Muhr, der den für vielfältige Einsatzlagen vorgesehenen Bus angeschafft hatte.
Am Samstagnachmittag stellten er und der Kreisverband das auffällige Fahrzeug, das beim Roten Kreuz eine Lücke im Fuhrpark schließt, der Öffentlichkeit vor. Auch wenn es auf den Straßen und Plätzen der Region schon regelmäßig zu sehen war. Als „Impfmobil“ rollt es im Auftrag des Landkreises Cham seit dem Spätsommer durch die Kommunen und gastiert auf der sogenannten „Spritz-Tour“ an den unterschiedlichsten Einsatzstellen.
„Ein lange gehegter Wunsch des Kreisverbands ist in Erfüllung gegangen“, freute sich 1. stellvertretender BRK-Kreisvorsitzender Dr. Hans Schneider am frühen Nachmittag auf dem Parkplatz der BRK-Kreisgeschäftsstelle in der Further Straße in Cham. Dort hatte das Mehrzweck-Fahrzeug seit dem Morgen auf besagter Corona-„Spritz-Tour“ Halt gemacht.
„Das ist top! Es läuft gut!“
Bei einem sehr gut besuchten Termin, den der BRK-Kreisverband und die Wasserwacht Cham für eine Mitarbeiter-Impfkampagne nutzten, ließen sich 60 Personen den vorbeugenden Nadelpiks in den Oberarm setzen. „Das ist top! Es läuft gut!“, erklärte BRK-Bezirksgeschäftsführer Mario Drexler. Der BRK-Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz hatte die Anschaffung des Chamer Katastrophenschutz-Busses finanziell unterstützt.
„Es hat sich voll und ganz gezeigt, dass dieses Fahrzeug nötig ist“, befand Dr. Hans Schneider und zielte damit ebenfalls auf die Impf-Kampagne des Landkreises ab. Gleichwohl habe der Bus noch viele andere Aufgaben. Der stellvertretende Kreisvorsitzende erinnerte in diesem Zusammenhang an die Jahre 2015/2016, als zehntausende Flüchtlinge Schutz in Deutschland suchten und binnen kürzester Zeit Screening- und Registrierungsstellen sowie mobile Arztpraxen in großer Zahl nötig waren.
Es war die Zeit, in der bei Tobias Muhr erstmals die Idee reifte, ein Fahrzeug wie das am Wochenende präsentierte zu kaufen – eine Zeit, in der sich in den Augen von Hans Schneider zeigte, dass der Katastrophenschutz in der Bundesrepublik Deutschland „über Jahrzehnte ein arges Stiefkind gewesen ist“. Auch die Corona-Pandemie habe zu Beginn „nicht anständig“ bekämpft werden können, weil es an Schutzausrüstung gefehlt habe.
Eine fahrende Arztpraxis
Vor diesem Hintergrund sahen alle Gäste der Fahrzeug-Vorstellung den Bus als wichtigen Baustein in der BRK-Arbeit. Er sei ein fahrendes Büro, eine fahrende Arztpraxis und eine fahrende Impfzentrale, erklärte Schneider. Ganz nach dem Motto: „Die Helfer kommen zu den Hilfesuchenden – und nicht umgekehrt.“ Die Verantwortlichen des Kreisverbands seien überzeugt, „dass sich das Fahrzeug weiterhin aufs Vollste bewährt – bei weiteren Einsätzen, die sicher kommen werden“, sagte Schneider, der Tobias Muhr für sein Engagement dankte.
Lobende Worte fand in diesem Zusammenhang auch die stellvertretende Landrätin Dr. Johanna Etti, gleichzeitig stellvertretende Chefärztin des BRK-Kreisverbands. Muhr habe in der Pandemie mit seinem Team vom ersten Tag an Großes geleistet. „Du warst schnell, Du warst effektiv und hartnäckig“, bescheinigte sie dem Katastrophenschutzleiter.
Der Name „Spritz-Tour“, sagte sie über den Impfbus und mit Blick auf die „mobile Einheit“, die Muhr beim BRK Cham geschaffen habe, sei genial. Damit würden sehr viele junge Menschen angesprochen, die ein Stück weit das Sorgenkind seien, was das Impfen angehe.
2. Bürgermeister Walter Dendorfer gratulierte dem Kreisverband zu der Investition und sprach von einem „Erfolg des BRK“, über den sich auch die Stadt Cham freue. Die Bedeutung des Katastrophenschutzes hatten in seinen Augen nicht zuletzt die große Suchaktion am Čerchov vor rund einer Woche oder die Schnelltests während des Pandemie-Geschehens aufgezeigt. Mit dem neuen „mobilen Gerät“ sei es möglich, Engpässe abzufangen.
"Für alle im Landkreis ein großer Gewinn"
Stellvertretender Kreisbrandrat Marco Greil beglückwünschte das BRK als „einen der wichtigsten Einsatzpartner“ zu der Neuanschaffung. „Mit diesem Fahrzeug sind wir noch besser bestückt. Es ist für uns alle im Landkreis ein großer Gewinn“, bewertete er die Komponenten-Ausstattung im Zusammenspiel der Katastrophenschutz-Einheiten von Feuerwehr und Rotem Kreuz.
Tobias Muhr führte die Gäste durch den Bus, den das BRK in Österreich gekauft hatte. Das Gefährt war von einer Spezialfirma in Niederbayern umgebaut worden, verfügt über WLAN, einen Allrad-Antrieb für die Bayerwald-Hochlagen und kann im Innenraum mit wenigen Handgriffen auf verschiedenste Einsatzlagen umgebaut werden.
Wie Muhr erläuterte, erfüllt das Mehrzweck-Fahrzeug eine Rolle als Sanitäts- beziehungsweise Screening-Station genauso wie als mobiles Behandlungszimmer, in dem medizinische Tests und Untersuchungen möglich sind. „Für das, was es kann, bräuchte es eigentlich fünf Fahrzeuge im Landkreis“, sagte der Katastrophenschutzleiter.
Nach dem Chamer Konzept sind nach seinen Worten mittlerweile sieben Busse in Bayern ausgestattet und in den Einsatz geschickt worden. „Es war uns im Katastrophenschutz sehr wichtig, diese Lücke zu schließen“, bekundete Muhr.
Die Fahrer stammen übrigens, wie die Einsatzkräfte in so vielen anderen BRK-Bereichen, mehrheitlich aus dem Ehrenamt – aus dem Personal der Schnelleinsatzgruppe Behandlung und der Schnelleinsatzgruppe CBRN(E).