Ein Extra-Röhrchen Blut für eine besonders gute Sache
Seit Mitte 2021 arbeiten das BRK Cham und die Stiftung AKB (Aktion Knochenmarkspende Bayern) zusammen. Mit wenig Aufwand können sich Blutspender seitdem für eine Stammzellspende typisieren lassen. Beim jüngsten Termin in Falkenstein sagte AKB-Mitarbeiter Josef Schicho über den Kreisverband und seine Ehrenamtlichen: „Ich renne wirklich offene Türen ein!“
Von Frank Betthausen
Falkenstein. Das Zusammenspiel zwischen der Stiftung AKB (Aktion Knochenmarkspende Bayern) und dem BRK-Kreisverband Cham wird mehr und mehr zur Erfolgsgeschichte. Das ist auch beim Blutspende-Termin am Freitag in der Grund- und Mittelschule in Falkenstein deutlich geworden. Allein in den ersten 25 Minuten ließen sich dort drei Personen als potenzielle Stammzellspender typisieren.
Seit Mitte 2021 kooperieren das BRK Cham und die Initiative aus dem oberbayerischen Gauting, wenn es darum geht, Bürger dazu zu bewegen, nicht nur ihr Blut zu geben, sondern sich parallel auch als Knochenmarkspender registrieren zu lassen. Josef Schicho, Außendienst-Mitarbeiter der AKB, bezeichnete die Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz im Landkreis Cham als „großes Glück“.
Mit Referatsleiter Stefan Raab gebe es jemanden, der die Aktion „wahnsinnig gut“ unterstütze und die ehrenamtlichen Aktiven bei dem Thema perfekt einbinde. „Ich renne wirklich offene Türen ein!“, sagte Schicho. Egal, wo er bisher im Landkreis Cham hingekommen sei: Für die Ehrenamtlichen sei es eine Selbstverständlichkeit gewesen, mitzumachen und die „gute Sache“ zu begleiten beziehungsweise zu bewerben.
Für Interessierte gibt es ein Lebensretter-Set
Seit Juni vergangenen Jahres übergeben die BRK-Teams des Kreisverbands Interessierten entweder eine Tüte mit Materialien, über die direkt beim Termin ein Extra-Röhrchen Blut zur Typisierung gewonnen werden kann. Oder: Sie händigen den Blutspendern ein Lebensretter-Set aus. Es enthält einen Mundschleimhauttupfer, den der potenzielle Stammzellspender zu Hause selbst verwenden kann, sowie ein Set, über das sich die Person zu einem späteren Zeitpunkt vom Hausarzt Blut abnehmen lassen kann.
Der Erfolg steht und fällt dabei mit dem persönlichen Gespräch, wie Edmund Chmeliczek, Regionalleiter des Blutspendedienstes, betonte. „Es ist doch ein Thema, das eine gewisse Aufklärung braucht, um Vorbehalten zu begegnen“, erklärte er mit Blick auf die Knochenmarkspende.
Gleichzeitig verdeutlichte er, welchen Stellenwert die Region Cham für die Stiftung AKB und den Blutspendedienst des Roten Kreuzes hat. Der Kreisverband Cham sei, was die Blutspenderzahlen angehe, der stärkste Landkreis in der Oberpfalz und rangiere auch bayernweit unter den ersten Zehn.
Gelebte Solidarität auf dem Land
Diese gelebte Solidarität, schilderte Chmeliczek seine Erfahrungen, sei im ländlichen Bereich grundsätzlich viel stärker ausgeprägt als in den Städten. Blutspende-Ortsbeauftragte Isabella Klein untermauerte das mit Zahlen: Bei den in der Regel vier Terminen pro Jahr in Falkenstein seien 2021 im Schnitt etwa 160 Blutspender zu verzeichnen gewesen.
An diesem Freitag waren es 164 Bürger, die ihren „Lebenssaft“ gaben – darunter elf Erstspender. „Das ist schon eine richtige Nummer“, freute sich Stefan Raab. Zu all dem kamen 2020 und 2021 bei jeweils drei Terminen, um die beiden Pandemiejahre zu nennen, noch einmal durchschnittlich 105 Spender in Michelsneukirchen.
Edmund Chmeliczek nutzte den Termin in Falkenstein, um im Gespräch mit Bürgermeisterin Heike Fries und den BRK-Verantwortlichen die Monate Revue passieren zu lassen, in denen das Virus das gesellschaftliche Leben bestimmte. „Es war ein ständiges Auf und Ab“, sagte er. „Aber insgesamt sind wir gut durch diese Coronazeiten gekommen.“ Speziell in den Lockdownphasen, als die Freizeitmöglichkeiten stark eingeschränkt waren, stellte der Blutspendedienst einen „hohen Andrang“ bei den Terminen fest – mit einer beträchtlichen Zahl an Erstspendern.
Viele auswärtige Spender
Ein Bild, das Isabella Klein in ähnlichen Farben malte. Sie berichtete von vielen auswärtigen Spendern im Bereich Roding, die aus den Nachbarlandkreisen Straubing-Bogen oder Regensburg anreisten, wenn dort Termine ausfielen. Dabei kam nach ihren Erfahrungen die Online-Anmeldung bei den Bürgern sehr gut an, die während der Pandemie eingeführt worden war und dazu beitrug, den Betreuungsdienst zu entlasten und lange Wartezeiten zu vermeiden.
Sowohl Chmeliczek als auch Stefan Raab wiesen darauf hin, dass die aktuell ruhenden Blutspender-Ehrungen nachgeholt werden. Und: Sie dankten Kooperationspartnern wie den Kommunen für den starken Rückhalt – insbesondere in diesen fordernden Zeiten. „Das ist keine Selbstverständlichkeit, Räume zu finden“, sagte der Chamer Referatsleiter, vernahm von Heike Fries aber wenige Augenblicke später, dass es für die Bürgermeisterin sehr wohl genau das sei – selbstverständlich. „Es ist ein kleines Zeichen, das wir als Gemeinde geben können“, sagte sie.
"Ich bin froh, dass wir unser Rotes Kreuz haben"
An die Adresse von Bereitschaftsleiter Patrick Schwarz schob sie nach: „Ich bin froh, dass wir unser Rotes Kreuz vor Ort haben.“ Mit Blick auf die große Politik forderte Fries, das Ehrenamt noch viel höher zu stellen. „Da gehört noch viel mehr gemacht“, meinte sie. Eine Aussage, die Stefan Raab aus voller Überzeugung mittrug. „Diese Zahlen, die wir hier in Falkenstein präsentieren, würde es nicht geben, wenn es vor Ort keine starke Bereitschaft gäbe.“ Patrick Schwarz könne stolz sein auf sein Team.
Schwarz gab das Lob postwendend an Isabella Klein weiter. Sie und ihre Mannschaft seien immer da. Eine besondere Erwähnung war es ihm wert, dass Klein die Blutspende-Termine in Falkenstein als Helferin unterstütze, seitdem sie acht Jahre alt sei. Und: Obwohl sie mittlerweile in Memmingen lebe, reise sie weiterhin zu jedem Termin in Falkenstein oder Michelsneukirchen an.
Klein, der es aktuell ein besonderes Anliegen ist, die Präsente an die Blutspender nachhaltiger zu gestalten und auf Produkte wie Nudeln oder Gewürze aus der Region umzustellen, reagierte auf die Anerkennung ähnlich wie die Bürgermeisterin ihres Heimatorts. Sie sieht es als Selbstverständlichkeit an, ihr BRK weiter zu unterstützen.